Mülheim. Fisch, der aus der Fangregion FAO 61 stammt, zu der auch die japanische Küste gehört, ist nicht übermäßig radioaktiv belastet. Das sagen Greenpeace, das Deutsche Fischinformationszentrum und Großhändler. Derweil erfragen Kunden kaum die Unbedenklichkeit der japanischen Fische.

Neulich an der Kühltruhe: Die bessere Hälfte kommt mit einem Paket Alaska Seelachs nach Hause. Inspiriert von einer Freundin, die sehr auf die Herkunft ihrer Nahrung achtet, fragt sie: „Wo wurde der eigentlich gefangen?“ Auf der Packung steht nichts außer einer fünfstelligen Kombination aus Zahlen und Buchstaben: FAO 61. Eine schnelle Internetsuche ergab, dass es sich dabei um den Nord-West-Pazifik handelt, in dessen Einzugsgebiet auch Japan liegt.

Rund drei Jahre ist es her, dass ein Tsunami die verheerende Nuklearkatastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima an der japanischen Ostküste ausgelöst hat. Über das genau Ausmaß der Verstrahlung und deren Folgen kann aufgrund der Desinformationspolitik der japanischen Regierung sowie des Kraftwerksbetreibers Tepco noch heute nichts genaues gesagt werden. Auch die Menge des radioaktiv verseuchten Wassers, dass sich noch immer in Nordwest- und Nordost-Pazifik ergießt, ist unbekannt.

Kaum jemand kennt die Gebietsbezeichnungen

Ein beunruhigender Umstand, auch unter dem Aspekt, dass in diesen Regionen ein nicht unerheblicher Teil der Fische stammt, die später auf unseren Tellern landen. Schaut man sich eine Karte der Fanggebiete der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) an, sieht man, dass die Zone FAO 61 unmittelbar vor der japanischen Ostküste liegt, an der das Reaktor-Unglück passiert ist. Auch die Zonen 67 und 71 liegen nicht allzu weit davon entfernt. Aus ebenjenen Zonen stammt zum Beispiel der Thunfisch oder Seelachs, der sowohl bei Discountern als auch gehobeneren Supermärkten zu finden ist. Allerdings kennen die wenigsten Kunden die Gebietsbezeichnungen der Fanggebiete oder wissen nicht, was sich hinter den kryptischen Abkürzungen verbirgt.

Aber Grund zur Sorge bestünde ohnehin nicht, sagt Falk Paschmann, Geschäftsführer der Edeka Filialen im Forum und an der Mannesmann Allee. In letzterer habe es diesbezüglich durchaus schon nachfragen besorgter Kunden gegeben, doch die habe er leicht zerstreuen können. „Ich habe mit unserem Großhändler darüber gesprochen. Jede importierte Ware aus diesen Gebieten wird in Frankfurt einer genauen allgemeinen Einfuhrkontrolle durch das Bundesamt für Gesundheit unterzogen“, erklärt Paschmann. „Das überprüft, ob der Fisch radioaktiv verseucht ist.“ Grundsätzlich sei es so, dass jedes Material zu einen natürlichen Prozentsatz Radioaktivität in sich trage. „Dort wird geprüft, ob die Normwerte überschritten werden.“ Ist die Ware ok, wird sie dann auf die Großmärkte der Republik verteilt.

Keine Anzeichen von überschrittenen Grenzwerten

Auch Thilo Maack, Meeresexperte von Greenpeace in Hamburg, gibt sich im NRZ-Gespräch gelassen: „Es gibt nach meinem Wissenstand keine Empfehlung diesen Fisch nicht zu kaufen.“ Er verweist dabei auf Dr. Matthias Keller vom Deutschen Fischinformationszentrum. Der sagt: „Das sind sehr große Fanggebiete. Da wird die Radioaktivität durch die natürliche Meeresströmung verdriftet.“ Es gebe bundesweit keinen relevanten Anstieg oder Anzeichen von überschrittenen Grenzwerten in Fischen, die in den betroffenen Regionen gefischt wurden.

Allerdings räumt der Hamburger auch ein: „Wir wissen nicht, was mit dem Material passiert. Da gibt es einige Theorien, aber am wahrscheinlichsten ist es, dass die radioaktiven Partikel sich durch die Strömung irgendwann auf dem Meeresboden festsetzen.“ Natürlich sei das gerade für die Konsumenten eine schwierige Situation. „Ich weiß, dass es mental nicht einfach ist, zu verstehen, dass da nicht mehr passiert sein soll. Aber wir vom Fischzentrum können erstmal Entwarnung geben.“