Mülheim. Seit 2010 vergibt der Handelsverband Deutschland das Zertifikat “Generationenfreundliches Einkaufen“. Auch Edeka-Kels in Mülheim wurde jetzt damit ausgezeichnet. Der Supermarkt hat sein gesamtes Konzept überarbeitet und seine Mitarbeiter geschult.

In diesem Supermarkt kann man die Waren genau unter die Lupe nehmen. Die Vergrößerungsgläser baumeln an Ketten an Regalen, damit Kunden problemlos das Kleingedruckte auf den Verpackungen lesen können. Vor allem Senioren hat man damit im Blick, doch dieses Angebot ist nur ein „Bonus“.

Ein Muss hingegen ist, dass die nun mit Lupen bestückten Regale höchstens 1,70 Meter hoch sind, dass die Gänge zwischen den Regalen breit und frei sind, dass der Boden nicht hochglänzend ist. Dies sind einige bauliche Voraussetzungen für „Generationenfreundliches Einkaufen“. Der Rest ist Service.

Einkaufswagen für Kinder

Seit Mitte 2010 vergibt der Handelsverband Deutschland (HDE) dieses Zertifikat. Gestern wurde es der Filiale von Edeka-Kels an der Kleiststraße verliehen.

Der Supermarkt hat sich bereits seit einiger Zeit als seniorenfreundlich hervorgetan, hat seine Mitarbeiter in Sachen „Demenz“ geschult und in Zusammenarbeit mit Fachleuten Verbesserungen erarbeitet – wie eben die Lupen an der Kette. Doch nun wurde der Blick erweitert. Ein ratternder Einkaufswagen mit Drall zur Seite ist eben nicht nur für ältere Menschen schwer zu schieben, und Produktstapel im Gang sind nicht nur mit Rollator, sondern auch mit einem Kinderwagen umständlich umfahren. Alle, vom Enkel bis zur Oma, so das Ziel der Zertifizierung, sollen sich im Supermarkt zurechtfinden. Deshalb sollen Einkaufswagen für Kinder ebenso zum Standard gehören, wie gut lesbare Preisschilder.

Kontakt zum Kunden kommt gut an

„Generationenfreundlich heißt nicht altengerecht“, betont dann auch Theodor Damann. Der ehemalige Vorsitzende des Mülheimer Einzelhandelsverbands gehört zu den Menschen, die die Geschäfte prüfen, die zunächst „inkognito“ und dann offen mit Checkliste bewerten. 57 verschiedene Punkte werden geprüft, 17 von ihnen sind „K.O.-Kriterien“, wie Damann sagt. Wird eines davon nicht erfüllt, „können wir gleich abbrechen“. Bauliches gehört, wie erwähnt, dazu, doch wichtigster Aspekt ist laut Damann, ob der Kunde wahrgenommen wird. Sehen die Mitarbeitenden diejenigen Einkäufer, die überfordert im Laden stehen? Gehen sie auf suchende Menschen zu? Sind sie kompetente Ansprechpartner? Und Kontakt zum Kunden kommt eben bei jeder Generation gut an.

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Der Service, ist sich Hartmut Buhren, Geschäftsführer des Hagebaumarkts, sicher, ist ein Bereich, auf dem mittelständische Unternehmen gegenüber Großhändlern punkten können. Deshalb hat er seinen Mülheimer Markt ebenfalls zertifizieren lassen. „Wir können näher am Kunden sein“, sagt er und nennt als Service-Beispiel die helfende Hand seiner Mitarbeiter, die den Sack Blumenerde ins Auto hieven, die Kunden nicht nach der Kasse allein lassen.

Supermarkt liefert nach Hause

Auch das Team des Supermarkts in der Heimaterde liefert nach Hause, begleitet Senioren, wenn gewünscht, beim Einkauf. Mitinhaber Volker Kels betont dann auch sehr, dass man ein Familienunternehmen sei. Das Familiäre wird da zum Faktor am Markt. Man versteht sich als Teil des Stadtteils – und bindet dadurch natürlich auch Kunden. Der Blick durch den Kels-Markt beweist das; da wird die Fleischtheke zum Nachbarschafts-Treff. „Ich komme gerne“, sagt eine ältere Dame: „Hier ist es nicht so unpersönlich.“ Das Zertifikat „Generationenfreundliches Einkaufen“ gilt nun für drei Jahre.