Mülheim. Die Stadt Mülheim ist in zahlreichen Vereinen Mitglied, was manchen in der Politik zu teuer wird. Vor allem freiwillige Doppelmitgliedschaften stoßen auf Kritik. Und einige fragen sich auch, warum ist die Stadt Mitglied etwa im Schafzuchtverband.
Im Landesfeuerwehrverband, im Bundesverband deutscher Stiftungen, im Klimabündnis europäischer Städte, aber auch im Jugendherbergsverein, in der Gesellschaft für Familienkunde oder im Kölnischen Geschichtsverein ist die Stadt Mülheim vertreten. In zahlreichen Vereinen, Verbänden, Initiativen und Gesellschaft ist die Stadt Mitglied – und zahlt dafür 15 Mio. Euro im Jahr, wobei darin auch teure Pflichtmitgliedschaften stecken. Und doch fragt sich nun die Politik: Muss das alles sein, wo Mülheim doch jeden Euro umdrehen sollte?
Die CDU hat ausgerechnet, dass die Stadt 337.000 Euro für freiwillige Mitgliedschaften im Jahr ausgibt, die MBI hinterfragen den Sinn so mancher Mitgliedschaft – was macht die Stadt Mülheim im Schafzuchtverband? – und die FDP stolpert über Mitgliedschaften, für die jährlich über 1000 Euro gezahlt werden, obwohl dort bei den Treffen „nur mal ein Glas Bier zusammen getrunken wird“, wie Fraktionschef Peter Beitz beklagt. Die CDU ärgert sich insbesondere über Doppelmitgliedschaften und will dort aufräumen.
Suche nach unentdeckten Geldabflüssen
„In manchen Verbänden ist nicht nur die Stadt vertreten, sondern auch noch ihre Töchter Medl, die Entsorgungsbetriebe, der SWB oder das Theater an der Ruhr“, beklagt Fraktionsgeschäftsführer Hansgeorg Schiemer, und jeder zahle ein paar hundert Euro im Jahr. Die SPD will jetzt geklärt haben, welche neuen Mitgliedschaften in den vergangenen fünf Jahren neu hinzugekommen sind und warum. So recht scheint keiner durchzublicken.
Die Ratsmitglieder unter Spardruck suchen nach unentdeckten Geldabflüssen. Die CDU ist überzeugt, dass sich hier manches einsparen ließe, und die FDP fordert zumindest eine permanente kritische Überprüfung. Die Verwaltungsspitze versucht zu entschärfen: Stadtdirektor Frank Steinfort betont, dass Mitgliedschaften sinnvoll seien. „Wir kommen dadurch für relativ wenig Geld an Informationen und Erkenntnisse, die wir sonst für unsere Arbeit teuer einkaufen müssten.“
Zum Teil betragen die Beiträge nicht mal 100 Euro im Jahr. Gerade die teuren Mitgliedschaften, wie die beim Ruhrverband oder bei der Emschergenossenschaft, die Millionen verschlingen, seien Pflicht und machten auch Sinn in einer Stadt ohne Kläranlage, sagt Baudezernent Peter Vermeulen. Er klärt auch auf, warum Mülheim sich im Schafzuchtverband tummelt: Das daraus gewonnene Wissen nütze bei der Unterhaltung des Tiergeheges Witthausbusch. Und 50 Euro im Jahr – wer will da meckern?