Mülheim. Das Kinderheim St. Josefshaus hat eine zweite Außenwohngruppe in Mülheim-Mintard eingerichtet. Hier sollen „ seelisch belastete“ Kinder zur Ruhe kommen und Stärkung erfahren. Die Gemeinde St. Peter und Laurentius hat das Gebäude zur Verfügung gestellt.
Lebendig geht es in dem hübschen kleinen Backsteinhaus an der Dorfstraße seit Anfang Dezember wieder zu. Das Kinderheim St. Josefshaus (Kettwig) hat hier, im ehemaligen Kaplanshaus, eine Außenwohngruppe für sieben Grundschulkinder eingerichtet. Es ist die zweite Wohngemeinschaft im Schatten der St. Laurentius-Kirche, denn bereits vor sechs Jahren zogen ebenfalls sieben Kinder in das nicht mehr genutzte Pfarrhaus ein.
„Wir sind in Mintard gerne gesehen, das ist sehr schön“, sagt Gudrun Gerschermann, Leiterin des St. Josefshauses. Sie freut sich auch, dass die katholische Kirchengemeinde St. Peter und Laurentius das Haus kostenfrei zur Verfügung stellte und damit die Gründung der Gruppe „Thomas“ möglich machte. Dankbar ist man auch der „Aktion Mensch“, die das Projekt großzügig unterstützt hat.
Gemeinde stellt Gebäude bereit
Die neue WG ist für Mädchen und Jungen gedacht, die es nicht leicht hatten im bisherigen Leben, die „seelisch hochbelastet sind“ und sich daher „speziell verhalten“. Sie sollen hier zur Ruhe kommen und Entwicklungschancen erhalten. „Wir arbeiten mit einem traumapädagogischen Konzept. Ein geregelter Tagesablauf ist für die Kinder wichtig ebenso wie ein konsequentes und transparentes Handeln der Betreuerinnen und Betreuer“, erklärt Gudrun Gerschermann.
Auch interessant
Fünf Fachkräfte mit pädagogischer Ausbildung sind in der Wohngruppe eingesetzt. Jedes Kind hat einen „Bezugserzieher“, der es eng begleitet und wichtigster Ansprechpartner für es ist. Zum Betreuungsteam gesellen sich neben der Hauswirtschafterin („die gute Seele des Hauses“) zeitweise eine Heilpädagogin und eine Familientherapeutin. Denn: Die Arbeit mit den Eltern ist ein wichtiger Baustein des Konzeptes. „Die meisten Eltern spüren, dass das Problem in der Familie steckt. Viele haben von sich aus Hilfe gesucht und sind aus Sorge um ihr Kind bereit, intensiv mitzuarbeiten – zum Beispiel in einer Familientherapie“, berichtet Gerschermann.
Stärken der Kinder suchen
Grundsätzliches Ziel sei es, die Mädchen und Jungen wieder in ihre Familie (und eine verbesserte Familiensituation) entlassen zu können. Bei kleineren Kinder sei das eher möglich als etwa bei Jugendlichen, die meist schon mehr verletzende Erfahrungen gemacht haben. „Aber in manchen Fällen geht es eben auch bei den Kleinen nicht.“
Die Mintarder Knirpse gehen fast alle zur Grundschule, sie sollen auf den bestmöglichen schulischen Weg gebracht werden (viele ehemalige Bewohner haben laut Heimleiterin einen guten Schulabschluss erlangt). Die „Thomas“-Kids, die in Einzelzimmern leben, haben ein „ganz normales Alltagsleben“ wie andere Kinder auch, sie nehmen zudem aber an vielen gruppenübergreifenden Freizeitaktivitäten des St. Josefshauses teil. Beim Zirkusprojekt etwa oder in der Malschule sollen sie Spaß haben, eigene Fähigkeiten entdecken und möglichst viel Bestätigung erfahren. „Jedes Kind hat Stärken. Es geht uns darum, sie zu suchen und zu finden“, sagt Gudrun Gerschermann.