„Ich habe sieben Schwägerinnen. Von uns allen bin ich die Einzige, die in Deutschland sofort selbst gearbeitet hat - viele gehen kaum aus dem Haus.“

Nejla Gök (59) verließ ihre Heimat Türkei mit 19 Jahren und ist heute stolz darauf, dass sie ihre gute Integration schon an zwei Generationen weitergeben kann. Seit einem Jahr leben Großmutter, Eltern und der Jüngste nun in der Siedlung Im Bottenbruch in Dümpten, verwaltet vom Mülheimer Wohnungsbau (MWB). Halbtags passt Mutter Sevil Gök Berber (28) auf Enes (2) auf, dann übernimmt die Großmutter. „Die meisten, die ich hier näher kenne, sind Deutsche“, sagt Sevil Gök Berber. Vielleicht auch deshalb, weil viele türkische Frauen meist in der Wohnung bleiben, meint sie und findet es gut, dass Integrationskurse heute Pflicht sind. Dennoch ist sie überzeugt: Wer sich nicht selbst kümmert, kann nicht integriert werden.

„Unsere Mitarbeiter sind regelmäßig in den Siedlungen“, erklärt Marc Peters, Abteilungsleiter Wohnen und Bauen beim Mülheimer Wohnungsbau. Feste Ansprechpartner vor Ort gibt es nicht, dafür alle zwei Jahre ein Sommerfest für alle. „Manche Nachbarn organisieren auch selbst Treffen oder Kinderbetreuung.“ Die Kinder von Jennifer Beetz (30) etwa toben gern mit Enes vor dem Haus. Dass manche dann „komisch gucken“ liegt, glaubt Nejla Gök, sowohl am Kind und dem Lärm, den es macht, als auch am Kopftuch. Ama Kwateng (40) macht beim Job zur Zeit noch Pause – ihre Jüngste ist erst ein Jahr alt. „Als ich vor zwölf Jahren aus Ghana gekommen bin, habe ich sofort Arbeit als Reinigungskraft gefunden“, erzählt sie. Bald möchte Ama Kwateng mit dem Integrationskurs weitermachen, in etwa zwei Jahren soll die Ausbildung zur Altenpflegerin dazukommen.

Deutschland bietet, so meint sie, gute Möglichkeiten, sich zu integrieren. Dennoch bleibe, da stimmt sie Familie Gök zu, die Eigeninitiative entscheidend. „Wenn wir ein Fest feiern, sind unsere Nachbarn dabei.“ Auch Ama Kwateng findet es schade, wenn andere Frauen das Haus nicht verlassen – egal welcher Nation. Bei der SWB-Service-Wohnungsvermietungs- und -baugesellschaft gibt es die Abteilung Nachbarschaftsbelange. „Da helfen wir etwa bei Behördengängen oder bei Nachbarschaftsstreitigkeiten“, erklärt Sprecherin Christina Holz. Am Sommerfest nehmen alle Kulturen teil, Aktionen finden auch im Rahmen der Kulturhauptstadt statt. Der Ausländeranteil in den Beständen der SWB liegt bei gut 20 Prozent, bei der MWB laut Marc Peters bei etwa 30.

„Wir achten darauf, dass etwa nicht nur eine Nation auf einem Flur lebt“, ergänzt die SWB-Sprecherin. Zusätzlich unterstützt die Gesellschaft ein Projekt der Diakonie, die Aktivitäten für russischstämmige Jugendliche organisiert.