Mülheim-Raadt. Mit großer Mehrheit sprach sich der SPD-Parteitag dafür aus, dass sich nach der Kommunalwahl Politiker, Verwaltungsfachleute und Bürger zusammensetzen und erörtern, was in Zukunft auf dem Flugplatz-Gelände geschehen sollte. Zeitgleich bringen CDU und Grüne den Schutz von Freiflächen ins Spiel.
Seit die Gesellschafter des Flughafens – die Städte Mülheim und Essen sowie das Land NRW – den Ausstieg aus dem Flugbetrieb beschlossen haben, ruht die teils hitzige Diskussion um den Flughafen. Doch was soll dort oben auf den Ruhrhöhen eines Tages mal passieren, wenn die Flieger nicht mehr starten und landen? Der SPD-Unterbezirksparteitag beschloss jetzt auf Antrag der Jusos ein Diskussionsforum über die Zukunft des Geländes.
Nach der Kommunalwahl soll dies erfolgen. Den Genossen schwebt eine Art Ideenbörse vor, an der Politiker, Verwaltung und Bürger teilnehmen. „Da das Gelände über 100 Hektar groß ist, könnten verschiedene Ideen parallel realisiert werden“, so die Jusos.
Konzept zum Ausstieg angemahnt
Der Beschluss löst in Teilen der Politik Verwunderung aus, da sich gerade die SPD in der Vergangenheit eher für den Erhalt des Flughafens denn für alternative Nutzungen stark gemacht hatte. Das Netzwerk gegen Fluglärm sieht zudem ein anderes Problem, das auf den Ruhrhöhen gelöst werden müsste: „Wir haben in den vergangenen 20 Jahren genug Ideen gesammelt, was auf dem Gelände möglich wäre“, sagt deren Sprecher Waldemar Nowack. Wohnen, nicht störendes Gewerbe, eine Wissenschaftsstätte, ein Energiepark – alles sei bereits vorgebracht worden.
„Wir haben aktuell das Problem, dass der beschlossene Ausstieg aus dem Fluggeschäft alles andere als konsequent umgesetzt wird.“ Ein kompletter Ausstieg sei zeitnah möglich. Die Stadtverwaltung hingegen erklärt auf Anfrage der WAZ, dass an der Umsetzung gearbeitet werde, es aber noch offene Fragen gebe, etwa zu den Ausstiegskosten.
Standortfaktor ersten Ranges
Könnten die Ruhrhöhen überhaupt zugebaut werden? CDU und Grüne greifen derzeit den Flächenverbrauch auf: „Unser Grün ist für Mülheim ein Standortfaktor ersten Ranges. Das soll so bleiben.“ Per Antrag fordern sie, dass es eine weitere ersatzlose Flächenversiegelung in der Stadt nicht mehr geben soll. Die Stadt soll sich bei Baumaßnahmen zu ökologisch gleichwertiger Flächenentsiegelung verpflichten, heißt: Wer an einer Stelle Grün zubaut, muss es an anderer Stelle neu zulassen. Bei Straßensanierungen sollen verstärkt Pflanzungen mit Begleitgrün erfolgen.
„Diese Selbstverpflichtung“, sagt Fraktionschef Tim Giesbert (Grüne), „ist überfällig.“ Ein Ausgleich unter den Aspekten Ökologie und Artenvielfalt müsse zur Regel werden. Ähnlich äußert sich der CDU-Fraktionschef Wolfgang Michels: „Das Ende der Fahnenstange in Sachen ersatzloser Flächenversiegelung und des Abholzens großer Bäume im Straßenbegleitgrün ist erreicht. Wahlkampf? CDU und Grüne appellieren an alle anderen Fraktionen, sich der Initiative anzuschließen.