Mülheim. Dem Förderverein Mülheimer Städtepartnerschaften droht das Aus. Und damit der Unterstützung von Bürger- und Jugendaustausch. Grund: Die Partnerschaftsfreunde fürchten den Rückzug der Stinnes-Stiftung.
Dem Förderverein Mülheimer Städtepartnerschaften droht tatsächlich das Aus. Und damit der Unterstützung von Bürger- und Jugendaustausch zwischen der Ruhrstadt und befreundeten Gemeinden in sechs Ländern. Grund: Die Partnerschaftsfreunde fürchten den Rückzug der Stinnes-Stiftung und damit erhebliche Deckungslücken bei Jugendbegegnungen.
Den rund 100 anwesenden Mitgliedern des Fördervereins schwant schon vor Beginn der Mitgliederversammlung im Aquatorium des RWW-Wasserwerks nichts Gutes, nachdem die WAZ bereits über die krisenhafte Situation des Vereins berichtet hatte.
Nach den Jahresberichten kommt Vorsitzender Martin Weck am Montag auch rasch zur Sache: Nach erheblichen Anstrengungen, Treffen mit Ratsfraktionen und Einarbeitung in EU-Förderrichtlinien sei der Vorstand zum Schluss gekommen, dass eine satzungsgemäße Fortführung der Vereinsarbeit über 2015 hinaus nicht mehr möglich sei.
Deckungslücken schon 2014
Die Leonhard-Stinnes-Stiftung hatte bislang jährlich rund 60.000 Euro für den Jugendaustausch zugeschossen. „Das hat in der Vergangenheit funktioniert“, so Weck, sei aber durch den Einbruch der RWE-Aktien zukünftig wohl nicht mehr gewährleistet. „Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr die Stiftungs-Förderung noch erhalten, sonst werden schon 2014 Deckungslücken entstehen“, prophezeit Weck.
Zusätzliches Problem: Für dieses Jahr lägen erheblich weniger Anträge für den Jugendaustausch vor als sonst. Das läge nicht allein an der verkürzten Gymnasialzeit G 8, aber Druck und zeitliche Engpässe im Schulalltag seien wohl so groß geworden, dass es immer schwieriger werde, Termine für Schülerfahrten in Partnerstädte zu finden. Und der Austausch von Praktikanten werde durch Arbeitsschutzgesetze für Minderjährige erschwert.
„Unsere Grenzen als privater Verein liegen da, wo sich Rahmenbedingungen verändern“, stellt Weck fest. Auch die umfangreichen EU-Förderanträge seien von Ehrenamtlichen kaum noch zu bewältigen. Zumal: Hier ist die Aussicht auf Zuschüsse gering.
Wie kann der Verein agieren?
„Wir stehen jetzt vor der Frage: Wie kann der privatwirtschaftlich organisierte Förderverein agieren, wenn die Kassen leer sind, die Sponsoren weniger werden, wir es nicht geschafft haben, die Mitgliedschaft zu verjüngen und eine Geschäftsstelle außerhalb der öffentlichen Hand zu betreiben?“
Martin Weck schlägt vor, sich Ende 2014 erneut zu treffen, um „die Tür zu schließen und erhobenen Hauptes vom Spielfeld zu gehen“, falls sich kein anderes Vorstands-Team finde. Mitglieder haken erschreckt nach: „Wollen Sie damit sagen, der Verein wird aufgelöst?“ Weck antwortet sachlich: „Anfang 2015 sind wir so wenig liquide, dass es sträflich wäre zu sagen ,Wir machen weiter’.“
Die Reaktionen sind bedauernd, aber durchaus verständnisvoll. Ein Mitglied spricht von einem falschen Signal in Zeiten, wo in Europa einiges auf dem Prüfstand stehe. Forderungen nach mehr Unterstützung durch die Stadt weist Weck zurück und betont, der Förderverein sei ein privater Verein. Er sei dennoch froh, dass die Stadt trotz Finanznot 7000 Euro zuschieße.
Geplante Aktivitäten sollen stattfinden
Der Austausch der Bürger funktioniere auch ohne Vereinsstrukturen. Diese Reisen bezahlten die Teilnehmer ohnehin selbst, dafür brauche man keinen Förderverein, so Weck.
Dieses Jahr würden alle Aktivitäten noch wie geplant durchgeführt und die mehr als 300 Mitglieder hätten ausreichend Zeit, sich auf eine außerordentliche Versammlung vorzubereiten. „Wir als scheidender Vorstand werden eine Übergabe natürlich begleiten“, verspricht Weck, „stelle sich zur Wahl, wer möge!“