Mülheim. . An Tag der Archive nutzten viele Mülheimer die Gelegenheit,in die Magazine des neues Hauses der Stadtgeschichte zu kommen.
Als eine Tochter des Broicher Grafen 1505 in den Stand der Ehe trat, musste ein Heiratsvertrag her, und zwar ein sehr umfangreicher. Zu bewundern ist das über 500 Jahre alte Dokument im Stadtarchiv, ebenso wie die älteste Urkunde der Stadt Mülheim: 1221 galt es, die Schenkung eines Waldstücks an das Kloster Saarn zu besiegeln. Diese und andere Schätze zeigten die Archivare am Samstag ihren Besuchergruppen in den neuen Magazinen, die sonst der Öffentlichkeit verschlossen bleiben. Anlässlich des siebten bundesweiten Tags der Archive lud das Stadtarchiv zu fünf Führungen in das neue Haus der Stadtgeschichte ein.
Trotz des wunderbaren Frühlingswetters erschienen zur ersten Führung um 14 Uhr mit Archivleiter Dr. Kai Rawe etwa 20 Besucher, dann versammelten sich im Halbstundenrhythmus jeweils etwa zehn Interessenten im Foyer. Die maximal 18 Grad Celsius in den Magazinen kamen den Teilnehmern schon recht frisch vor. Sie freuten sich, die historischen Dokumente hier ganz aus der Nähe betrachten zu können.
Auch Festschriften und Werkszeitungen
Archivar Johannes Fricke zeigte seinen Gästen unter anderem die 100 Jahre alte Mitschrift einer Ratssitzung, akkurat in Sütterlin verfasst, und eine leicht verschlissene Bauakte der Augenheilanstalt, die das Haus der Stadtgeschichte von 1904 bis zu den 80er Jahren beherbergte. Mülheims älteste Zeitung von 1797 war zu sehen und eine WAZ von 1954, die mit dem Thema „Brot und Getreide werden nicht teurer“ aufmachte.
„Wenn man ein Dokument lesen möchte, muss man dann einen Grund angeben?“, fragte eine Teilnehmerin. Das ist bis auf wenige Ausnahmen nicht der Fall. Wer während der Öffnungszeiten eine Archivale betrachten möchte, bekommt sie in den schönen neuen Lesesaal gebracht. Die aufmerksamen Besucher erfuhren, dass das Stadtarchiv vor allem städtische Dokumente aufbewahrt, aber auch Festschriften und Werkszeitungen von Unternehmen, Schriftstücke von Schulen und Vereinen, eine sehr umfangreiche Postkartensammlung und vieles mehr. Archivar Fricke erklärte auf Nachfrage der Besucher auch, dass Mülheims Häuserakten ab 1945 im Technischen Rathaus lagern und fast alle älteren Exemplare im Krieg verbrannt sind.
Rawe lobte den Förderverein des Stadtarchivs
Kai Rawe resümierte am Nachmittag: „Prima, dass die Leute bei dem schönen Wetter gekommen sind und sich so für unser neues Haus interessieren. Unsere bisherigen Führungen mit Anmeldung waren auch alle schnell ausgebucht.“ Rawe lobte auch den Förderverein des Stadtarchivs, der am Tag der Archive die – gut besuchte - Cafeteria geöffnet hatte.
Das Stadtarchiv ist im Sommer, die städtische Musikschule im Frühjahr 2013 in das für ihre Zwecke grundlegend umgebaute und modernisierte Gebäude an der Von-Graefe-Straße 37 umgezogen.