Mülheim.

Auf den ersten Blick wirken sie wie schlichte Schwarz-Weiß-Fotografien aus Großmutters Album, doch Dr. Kai Rawe betrachtet sie als wahre Kostbarkeiten: Glasdias aus dem hauseigenen Bestand hat der Leiter der Mülheimer Stadtarchivs zu einer neuen Ausstellung verarbeitet. „Landpartie“ heißt sie und wird ab dem 16. Februar im Haus Ruhrnatur gezeigt.

Die insgesamt 120 Bilder, von denen rund 40 in Form von Papierabzügen präsentiert werden sollen, dokumentieren die Ausflüge einer unbekannten Wandergruppe, die sich gerne gemeinsam zu Fuß in Mülheim und der Umgebung bewegt hat. „Seit vielen Jahren“, so Dr. Kai Rawe, bewahre das Stadtarchiv diese Glasdias in einer einfachen Schachtel auf, „noch nie wurden sie öffentlich gezeigt oder für die Forschung zur Hand genommen“. Jetzt aber geschieht das. Und wenngleich die Bilder einige vertraute Ansichten der Stadt bieten, beispielsweise den weiten Blick über die Ruhrauen bis hin zur Mendener Brücke, bleiben noch viele Fragen offen.

Hakenkreuzfahnen an Häusern

Denn niemand kann sagen, wie die Dias in den Besitz des Stadtarchivs gelangten, wer sie einst aufgenommen hat, wer die Wanderer – weiblich wie männlich – waren. Einige Bilder sind knapp beschriftet: „Wasserbahnhof“ oder „Partie an der Schleuse“, doch nur ein einziges, so Dr. Rawe, sei datiert. „Winter 1936“ steht dort vermerkt. Historische Details deuten darauf hin, dass die komplette Serie aus den 1930er-Jahren stammt: Man erkennt es etwa am Kleidungsstil der Personen, „auf einigen Abbildungen sieht man an den Häusern Hakenkreuzfahnen. Auf jeden Fall sind die Dias vor dem Krieg entstanden“, so der Leiter des Archivs.

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Mit Hilfe der Ausstellung, die bis zum 2. Juni hängen bleiben soll, hofft er auch Näheres über die Menschen auf den Fotos zu erfahren. Junge Frauen und Männer gehörten ebenso zur etwa zwölfköpfigen Wandergruppe wie ältere Herren. Dass die Protagonisten noch leben – nicht ganz unmöglich, aber unwahrscheinlich. Kinder oder Enkel könnte man eher finden.

Mit der Ausstellung „Landpartie – eine historische Wanderung an der Ruhr“ möchte Rawe auch vorführen, „welche Schätze das Stadtarchiv hat, gerade vor dem Hintergrund, dass wir im Laufe dieses Jahres in das neue Haus ziehen“.

Was er außerdem betont: Dies ist die zweite Kooperation zwischen dem Stadtarchiv und dem zur Wasserwerksgesellschaft RWW gehörenden Haus Ruhrnatur. Vor genau einem Jahr wurden hier historische Postkarten aus Mülheim gezeigt. Die Ausstellung kam bei den Mülheimer so gut an, dass sie verlängert wurde.