Mülheim. . Beim „Katerfrühstück“ des Unternehmerverbandes beschreibt Vorsitzender Hanns-Peter Windfeder die soziale Schieflage in der Stadt. Und ermuntert seine Mitstreiter, sich für Kinder und Jugendliche in benachteiligten Stadtteilen zu engagieren: Wir können es uns nicht leisten, Talente zu verlieren.“

Der Unternehmerverband Mülheim will diskutieren, warum Bildungschancen in der Stadt ungleich verteilt sind – und wie Betriebe Talente finden und fördern können. Beim „Katerfrühstück“ des Verbandes am Mittwoch stieß Vorsitzender Hanns-Peter Windfeder die Diskussion an.

Niedrige Arbeitslosigkeit, hohe Kaufkraft – im Durchschnitt stehe Mülheim bei vielen Kennzahlen gut da. Aber wie das so ist mit Mittelwerten: „Sie stehen mit einem Fuß im Eis und mit dem anderen auf der Herdplatte. Im Durchschnitt geht’s Ihnen gut.“

Im Norden ist die Bildungskarriere schnell vorbei

Ähnlich beurteilt er die Situation von Kindern und Jugendlichen in der Ruhrstadt: Im Norden seien soziale Kennziffern durchweg rot, im Süden grün. Windfeder: „In Saarn, Selbeck, Broich machen die Kinder Abitur. In Styrum oder Eppinghofen ist die Bildungskarriere schnell vorbei.“ Festmachen lasse sich diese „räumliche Polarisierung“ an vielen Kennwerten: Zahl der Alleinerziehenden, der Hartz IV-Empfänger, der Kinder mit Migrationshintergrund, Übergewicht oder Sprachschwierigkeiten.

An den Kindern könne das nicht liegen, „der Anteil der schlauen Kinder muss eigentlich überall gleich sein.“ Mit seinem Anstoß wolle er fürs Thema sensibilisieren, sagte Windfeder. Darüber zu diskutieren müsse auch im Interesse der Firmen liegen: „Wir können es uns nicht leisten, Talente zu verlieren. Wir brauchen diesen Nachwuchs.“ Die Unternehmer wollen die Situation nun analysieren und überlegen, was sie beitragen können. Der Verband vertritt in Mülheim 180 Unternehmen mit 25 000 Arbeitsplätzen.

Sozialdezernent Ulrich Ernst nennt es „hervorragend“, dass die Unternehmer über die soziale Schieflage in der Stadt diskutieren wollen. „Es geht tatsächlich um viele Chancen und Talente, die ungenutzt bleiben. Alle gesellschaftlichen Gruppen sollten ein Interesse daran haben, dass Kindern einen guten Weg ins Leben finden.“