Mülheim. . Wer künftig einen Jahresausweis für die Stadtbibliothek in Mülheim erwirbt, zahlt 20 Euro im Jahr und wird dafür demnächst in drei Städten ausleihen können. Nicht alle Kommunalpolitiker im Mülheimer Stadtrat sind mit der Erhöhung von 42 Cent im Monat einverstanden.

Kann man über 42 Cent im Monat streiten? Man kann. Der Rat beschloss die Erhöhung der jährlichen Gebühr für die Stadtbibliothek von 15 auf 20 Euro im Jahr, doch keineswegs einheitlich. Denn die umgerechnet 42 Cent mehr im Monat sind mehreren Ratsmitgliedern zu viel. Sogar von „Ausbeutung“ der Leser, so Achim Fänger (Wir-Linke), ist die Rede. Doch für den Leser könnten sich demnächst ganz neue Bücherwelten auftun – für gerade mal 42 Cent mehr im Monat.

Die Erhöhung erfolgt nämlich auch mit Blick auf die angestrebte interkommunale Zusammenarbeit mit den Stadtbüchereien in Essen und in Oberhausen. In Essen zahlen die Bürger bereits einen Jahresbeitrag von 20 Euro, in Oberhausen erfolgt die Erhöhung auf diesen Betrag zum Ende des Jahres. Mit einem Ausweis sollen künftig die Bürger in den drei MEO-Städten alle Bibiotheken nutzen können. „Eigentlich wird es billiger“, stellt denn auch Alexander Böhm (SPD) fest, der derzeit noch zwei Jahresausweise erwerben muss, um in zwei Städten auszuleihen.

Vor allem Kulturpolitiker Friedel Lemke (fraktionslos) wettert gegen die Erhöhung: „Immer wenn es um interkommunale Zusammenarbeit geht, steigen die Preise.“ Und: Er klagt darüber, dass sich alle Bildung auf die Fahne schrieben, aber auch Bildung teurer machten. „Wahlkampfgetöse“ nennt dies Kulturdezernent Ulrich Ernst und weist den Vorwurf der pauschalen Preiserhöhung bei städtischen Kooperationen zurück.

"Es geht hier auch um den Erhalt von Qualität"

„Maßvoll“ nennt Tim Giesbert (Grüne) die Erhöhung, und auch die SPD ist weit davon entfernt, Gebühren in der Kultur wahlkampftechnisch auszuschlachten: „Es geht hier auch um den Erhalt von Qualität“, betont Margarete Wietelmann und verweist zudem auf die vielen Ermäßigungen für sozial Schwache. „Ich kenne im Umfeld keine Stadt, die Ausleihen für Kinder und Jugendliche kostenlos anbietet.“

Im Zuge der Sparmaßnahmen hatte der Rat bereits vor drei Jahren die Gebühren erhöht mit dem Ziel, die jährlichen Einnahmen um 90 000 Euro zu steigern, das Ziel wurde verfehlt und soll nun erreicht werden.

Die Stadtbibliothek erlebt im neuen Haus am Synagogenplatz einen gewaltigen Aufschwung. Über 1000 Bürger suchen in der Regel täglich die Medienwelt auf. „Es wird hier eine enorme Vielfalt geboten, und das vielfach hochaktuell“, sagt der Vorsitzende des Freundeskreises Bernhard Haake. Über die Gebührenerhöhung jubelt er nicht, hat aber viel Verständnis dafür. Das Angebot sei es wert. Es sei, so Haake, auch allemal besser, häppchenweise Gebühren anzuheben, als eine Kultureinrichtung in Gefahr zu bringen.