Mülheim. Seilspringen, Gummitwist, Völkerball oder „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?“ werden an der Max-Kölges-Schule seit zwei Jahren immer montags in der große Mittagspause gespielt. Ehrenamtliche leiten die Kinder und Jugendlichen an. Und sogar die Jungs machen mit.

Laurenzia, Plumpsack, Gummitwist – drei Vokabeln aus lang vergangenen Zeiten; drei Spiele, mit denen sich die Kinder auf der Straße früher die Zeit vertrieben. An der Max-Kölges-Schule sind sie vor zwei Jahren zu neuem Leben erwacht und füllen nun jeden Montag die große Mittagspause.

Die Idee entstand 2012 im Rahmen der Projektwoche „Eppinghofen bewegt sich“ in längst erwachsenen Köpfen. Zu den Initiatoren gehörte Peter Behmenburg, der als Sozialpädagoge beruflich alte Menschen betreut und zugleich dem Netzwerk der Generationen angehört. Gemeinsam mit Marlies Rustemeyer vom Centrum für Bürgerschaftliches Engagement (CBE) machte er nun Hauptschüler und Hauptschülerinnen auf ungewohnte Weise mobil.

Auch nach der Aktion beliebt

Sie spielten mit den Kindern und Jugendlichen Seilspringen, Kettenfangen, Völkerball oder auch „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?“. Alle hatten Spaß an der Sache, der auch noch anhielt, als die Aktionswoche längst zu ende war.

Seitdem – und bis heute – wird jeden Montag ab 13 Uhr auf dem Schulhof an der Bruchstraße gehüpft, gerannt und gerufen. „Wir spielen bei jedem Wetter“, betont Behmenburg. „Einen Anruf ,fällt aus wegen Regen’ habe ich noch nie bekommen.“ Im Winter haben sie aber auch schon mal spontan Schneemänner gebaut.

Idee stammt aus einer Projektwoche

Der Kreis der erwachsenen „Schulhofpaten“ ist mittlerweile etwas gewachsen, im Wechsel sind jeweils zwei von ihnen montags dabei. Zu diesen Aktiven gehört auch ­Vahide Tig, Mitarbeiterin des Jugendzentrums Stadtmitte, die von Praktikantinnen unterstützt wird. Sie zeigt den Inhalt des Trolleys, den die Ehrenamtlichen mit sich führen: Er ist unter anderem bestückt mit einem langen Schwungseil, mit größeren Bällen und kleineren („zum Eierlaufen“), einem zusammengeknoteten Faden für das Fingerspiel „Schweinchen auf der Leiter“. Einfache Materialien, die nicht viel kosten.

Ehrenamtliche gesucht, die an weiteren Schulen spielen

Auch an der städtischen Gemeinschaftsgrundschule am Sunderplatz werden demnächst alte Schulhofspiele neu belebt, gemeinsam mit dem Netzwerk der Generationen und dem TSV Heimaterde.

Das erste Treffen, zu dem alle Interessierten eingeladen sind, findet an der Grundschule, Sunderweg 90, am Donnerstag, 20. Februar, ab 11.30 Uhr statt.

Um das Projekt auf weitere Mülheimer Schulen zu übertragen, sucht das CBE noch ehrenamtliche Mitspieler(innen) jeden Alters. Ansprechpartnerin ist Marlies Rustemeyer, 970 68 17, marlies.rustemeyer@cbe-mh.de.hgh

Alle Beteiligten betonen, dass die alten Schulhofspiele von den jungen Leute angenommen werden. Inzwischen sei auch eine persönliche Verbindung entstanden, meint Michael Schüring, Geschäftsführer des CBE: „Die Schüler lassen die Ehrenamtlichen nicht alleine im Regen stehen. Eine vorbildliches Projekt.“

Dass es bei den meisten dieser Pausenspiele keine Verlierer gibt, möchte Peter Behmenburg noch erwähnen. Dennoch sind sie auch geeignet, sportlichen Ehrgeiz zu wecken: Ein Junge, Kerei, hält beispielsweise den Schulhofrekord im Schwungseilspringen, mit 700 Hüpfern.

Abwechslung zu Computerspielen

Spiele an der frischen Luft seien nicht zuletzt „eine willkommene Abwechslung zu Playstation und Computerspielen“, sagt Vahide Tig. An der Max-Kölges-Schule dürfen übrigens – zumindest offiziell – von den Jungs und Mädchen keine Handys benutzt werden. Für die Mittagspause in der Ganztagsbetreuung stehen allerdings, neben Billard, Kicker, Airhockey etc., auch drei Computer zum Zocken zur Verfügung.

Was vielleicht zu der Frage führt: Muss das sein, bei Jugendlichen, die teils einen Großteil ihrer Freizeit vor elektronischen Kisten verbringen? „Alles zu verbieten, finde ich nicht in Ordnung“, meint Iris Rausch, die als Sozialpädagogin zum Schulteam gehört, „die Kinder sollen auch den Umgang mit Computerspielen lernen. Ich sehe es vielmehr so: Wir geben den Schülern Gelegenheit, zu machen, was sie gerne tun. Und es gibt zu den Games immer auch Alternativen.“ Vor allem montags ab 13 Uhr.