Mülheim. Künftig muss die Evakuierung eines Stadtteils vor der Entschärfung von Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg schneller vonstatten gehen, so ein Erlass der Bezirksregierung Düsseldorf. Mülheim hat hierbei schon Erfahrungen gemacht.

Wird ein Blindgänger aus dem II. Weltkrieg gefunden, wird sich die Stadt künftig nicht mehr viel Zeit lassen können, um Anwohner darauf vorzubereiten, wo es Absperrungen geben wird und dass man möglicherweise die Wohnung verlassen muss. Eine „unverzügliche Entschärfung“ fordert die Bezirksregierung Düsseldorf in einem Runderlass. Was heißen kann, dass man den Abend möglicherweise nicht zu Hause verbringen kann, wenn vormittags ein brisanter Fund gemacht wurde. So geschehen kürzlich in Neuss, wo eine Bombe nachts entschärft wurde.

Kerstin Kunadt bleibt gelassen. Die Abteilungsleiterin für Gefahrenabwehr und Außendienst im Ordnungsamt erinnert daran, dass man das schnelle Vorgehen bei der letzten Entschärfung gewissermaßen geprobt habe. Vor einem Jahr, am 8. März, wurde im Norden Mülheims eine Fünf-Zentner-Bombe noch am selben Tag entschärft. Im Denkmannsfeld war gegen 9 Uhr bei Baggerarbeiten der Blindgänger entdeckt worden. Sprengmeister Peter Gieseke hatte entschieden, das Überbleibsel des Bombenkriegs (mit verbeultem Aufschlagzünder) noch am Abend zu entschärfen. Dazwischen hatten 200 Helfer den Sicherheits-Radius um die Bombe evakuiert, Straßensperren aufgestellt, Anwohner mit Lautsprecherwagen und Flugblättern informiert.

Gewisse Abläufe sollen verkürzt werden

Vor sechs Jahren mussten in der Innenstadt unter anderem zwei Senioreneinrichtungen evakuiert werden, weil am Hingberg eine englische Fliegerbombe gefunden worden war. Der Krisenstab der Stadt konnte den aufwendigen Einsatz zwei Tage vorher gründlich vorbereiten, alle Anwohner informieren und evakuieren. Das soll nun in wenigen Stunden erledigt sein? Der Erlass sage aus, so schnell wie möglich, betont Kunadt. „Wenn die Feuerwehr sagt, das ist für uns nicht zu schaffen, muss das mit dem Kampfmittelräumdienst besprochen werden. Wir sind in so einem Fall ja ständig im Gespräch.“ Entscheiden würden aber immer die Experten der Kampfmittelbeseitigung, die möglicherweise aufgrund der Lage keine Verzögerung zuließen.

Wie man sich darauf vorbereitet? „Wir werden versuchen, gewisse Abläufe zu verkürzen“, erklärt Kerstin Kunadt. Nicht zuletzt werde an jeder einzelnen Tür der Haushalte im Evakuierungskreis geklingelt und zum Verlassen der Wohnung aufgefordert. In den „Ablaufplan“ würden die Erkenntnisse aus dem Vorjahr unter Berücksichtigung des neuen Erlasses eingearbeitet. „Wenn man nur wenig Zeit hat, ist es ja wichtig, dass alles läuft.“ Es gibt Szenarien, in denen es schon vor dem neuen Erlass sehr schnell gehen musste: „Wenn das Kampfmittel einen chemischen Zünder hat und bewegt wurde, muss innerhalb von sechs Stunden entschärft werden“, so Kerstin Kunadt. Denn die Bombe sei in so einem Fall unberechenbar.