Mülheim. . Der Kampfmittelbeseitigungsdienst musste kurzfristig eine 250 Kilo schwere Weltkriegsbombe in Mülheim-Dümpten unschädlich machen: Der Gefahrenbereich wurde von 15 bis 18 Uhr evakuiert, 4450 Anwohner waren betroffen. Sprengmeister Giesecke benötigte 23 Minuten, um den Blindgänger zu entschärfen.
Bombenfund in Mülheim-Dümpten: Im Stadtteil an der Autobahn 40 musste der Kampfmittelbeseitigungsdienst am Freitag kurzfristig einen Blindgänger entschärfen. Bei Tiefbauarbeiten am Denkmannsfeld hatte ein Baggerfahrer die englische Weltkriegsbombe am Morgen gegen 10 Uhr ausgegraben. Als der Mann die Fünf-Zentner-Bombe in der Baggerschaufel entdeckte, alarmierte er die Polizei. Stadtverwaltung, Polizei, Feuerwehr und Hilfsdienste waren ab dem frühen nachmittag mit insgesamt 200 Kräften im Einsatz. Der Gefahrenbereich wurde von 15 bis 18 Uhr evakuiert. Um 18.14 Uhr gaben Polizei und Ordnungsamt grünes Licht für die Entschärfung. Um 18.37 Uhr konnte Sprengmeister Peter Giesecke Entwarnung geben. Die Chronik der Ereignisse:
18.37 Uhr: Entwarnung! Die Bombe ist entschärft, Truppführer Peter Giesecke konnte ihr problemlos den Zünder ziehen. Die ersten Straßensperren werden schon abgebaut, die Anwohner können zurück in ihre Häuser und Wohnungen. Die Helfer beziehungsweise Ordnungshüter von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Stadt werden sicher noch ein Stündchen zu tun haben. Danach haben auch sie ein hoffentlich: schönes Wochenende!
18.14 Uhr: Der Entschärfung steht nichts mehr im Wege: Wolfgang Fischer vom Ordnungsamt konnte Sprengmeister Giesecke nun das Startzeichen geben. Der Helikopter sollte seine Runden in Mülheim eigentlich eine halbe Stunde früher drehen. Der Kontrollflug verzögerte sich jedoch durch einen anderen Einsatz.
18.04: Polizei und Ordnungsamt haben noch kein grünes Licht für die Entschärfung geben: Der Polizeihubschrauber kreist noch über Evakuierungs- und Sicherheitszone.
17.55 Uhr: Nur 24 Mülheimer sind in den Evakuierungsraum am Steigerweg gekommen, die Hilfsdienste zählten fünf Krankentransporte. Die Evakuierung sei "quasi abgeschlossen", sagt Horst Brinkmann von der Feuerwehr: "Für solch eine Ad-hoc-Aktion ist der Einsatz gut gelaufen. Der Krisenstab kam ja erst heute um 10.30 Uhr zusammen. Wir haben auch davon profitiert, dass das zu räumende Gebiet nicht besonders dicht bebaut ist."
17.40 Uhr: Zwei bis drei Anwohner wehren sich offenbar, ihre Wohnung in der Evakuierungszone zu verlassen. Die Polizei kümmert sich darum, dass die Bombenentschärfung durch sie nicht verzögert wird. Evakuierungsverweigerer können übrigens sogar in Polizei-Gewahrsam kommen. Die Einsatzleitung geht davon aus, dass die Entschärfung dennoch pünktlich um 18 Uhr beginnen kann. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst glaubt zwar, dass die Bombe noch vor Einbruch der Dunkelheit entschärft sein dürfte, dennoch wurden am Bagger vorsichtshalber über Generatoren betriebene Lichtstrahler in Position gebracht.
16.45 Uhr: Die Feuerwehr meldet: "Alles entspannt. Alles läuft nach Plan." Demnach haben schon fast alle Anwohner die Evakuierungszone verlassen. Einzig im Bereich der Nordstraße staut sich der Verkehr, weil das Abbiegen von der Mühlen- auf die Nordstraße mittlerweile untersagt ist.
Sprengmeister Peter Giesecke zieht den Aufschlagzünder
16.05 Uhr: Horst Brinkmann von der Feuerwehr Mülheim ist zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Evakuierung: "Alles läuft reibungslos. Die Polizei fährt Streife und auch wir fahren im kritischen Bereich und informieren fortlaufend." Bisher wurden vier Personen mit Krankentransporten aus dem Gefahrenbereich gebracht. "Da können noch einige Personen dazu kommen", erklärt Brinkmann.
15.30 Uhr: Auch die Feuerwerker der Bezirksregierung Düsseldorf sind schon eingetroffen. Den Aufschlagzünder ziehen wird ab 18 Uhr wieder Truppführer Peter Giesecke. Der 59-Jährige aus Oberhausen-Alstaden ließ Ende November die Bombe in Duisburg platzen und war am 24. August 2012 in Mülheim-Dümpten im Einsatz: Damals entschärfte er eine amerikanische Zehn-Zentner-Bombe mit Verzögerungszünder, die A 40 war gesperrt, 15.000 Anwohner waren betroffen – mehr als dreimal so viele wie heute. Hier geht's zu unserem Live-Ticker von damals
15.20 Uhr: Obwohl die Straßensperren alle eingerichtet sind, wurden der Einsatzleitstelle noch keine größeren Verkehrsbehinderungen beziehungsweise Staus gemeldet. Die Evakuierung, so berichtet Stadtsprecher Volker Wiebels, laufe "wie geplant". An den Straßensperren helfen neben den Polizisten etwa 50 Mitglieder des Technischen Hilfswerkes (THW) mit. Die Mülheimer Feuerwehr und die Hilfsdienste – DRK, Johanniter und Malteser – packen mit insgesamt 100 Helfern mit an.
Sprengmeister Peter Giesecke aus Oberhausen will um 18 Uhr mit der Entschärfung des Blindgängers beginnen, die Evakuierung soll um 15 Uhr beginnen.
4450 Anwohner und viele Schulkinder betroffen
Schon seit dem Mittag informieren 50 Mitarbeiter des Mülheimer Ordnungsamtes betroffene Anwohner mit Flugblättern und Lautsprecherdurchsagen: In der Evakuierungszone (250-Meter-Radius um den Fundort) sind nach Angaben von Stadtsprecher Volker Wiebels 550 Mülheimer gemeldet, die ihre Wohnungen für den Einsatz verlassen müssen. In der Sicherheitszone (500-Meter-Umkreis) leben 3900 Mülheimer. Sie dürfen sich vor und während der Entschärfung nicht im Freien aufhalten.
Ab 15 Uhr wollen Ordnungsamt und Polizei den Gefahrenbereich evakuieren, in dem mehrere Kindergärten und Grundschulen sowie die Gustav-Heinemann-Gesamtschule liegen: Dazu sperren sie unter anderem die Nordstraße und die Mühlenstraße. Der Verkehr auf der Autobahn 40 und auf der Aktienstraße kann dagegen während der Entschärfung ungehindert fließen, sagte ein Polizeisprecher.
In der Schule am Steigerweg richtet die Stadt einen Evakuierungsraum ein. Diesen werden nicht nur Anwohner aufsuchen: Zahlreiche Grundschüler, so erklärt Stadtsprecher Wiebels, "die bis zum Nachmittag betreut werden müssen, können dort von ihren Eltern abgeholt werden." Der Unterricht in den Lehranstalten endete wegen der Entschärfung heute bereits um 14 Uhr. Darüber hinaus ist auch der Vereinssport betroffen: In Evakuierungs- und Sicherheitszone liegen Tennis- und Fußballplätze sowie ein Hallenbad.
Die Stadt hat ein Infotelefon eingerichtet: Unter der Nummer 0208/455 22 lässt die Einsatzleitung den aktuellen Stand der Evakuierung beziehungsweise Entschärfung ansagen. "Wer dann noch Fragen darüber hinaus hat", so Wiebels, "wird direkt zu einem Gesprächspartner weiterverbunden."
Bombe bei Luftbildauswertung nicht entdeckt
Bei der Auswertung der Luftbilder, die den Bauarbeiten vorschriftsmäßig vorangegangen war, hatten die Experten der Bezirksregierung am Denkmannsfeld keine Bomben entdeckt. "Es handelt sich also um einen Zufallsfund", so Wiebels. Da die britische Bombe nun aber nicht mehr in der Erde, sondern in der Schaufel liegt, sei sie ein Sicherheitsrisiko. "Und zurück in die Erde können wir sie nun auch nicht mehr schaffen." Weshalb sich Truppführer Peter Giesecke für die schnellstmögliche Entschärfung entschied, obwohl die Bombe nicht mit einem der gefährlichen Säurezünder ausgestattet ist. (pw/sat)