Mülheim. Seit einer Woche diskutieren Mülheimer Schulen, Eltern und Facebook-Gruppen über Vorfälle, bei denen Kinder von Fremden angesprochen worden sein sollten. Es war auch von einem bereits entführten Kind die Rede, was Sorge bei den Eltern auslöst. Die Polizei versicherte, dass diese Info unwahr ist.

Seit gut einer Woche wird an einigen Schulen, bei den Eltern und vor allem im sozialen Netzwerk Facebook, über Vorfälle diskutiert, bei denen Kinder oder Jugendliche von Fremden angesprochen worden sein sollen.

Die Polizei bemühte sich gestern in einer Stellungnahme, Licht in eine vor allem im Internet sehr emotional geführte Debatte zu bringen, in der bereits von einem entführten Kind die Rede war. Da ist jedoch, versicherte die Polizei, nichts dran.

Kind wurde angeblich von Autofahrer angesprochen

In der vergangenen Woche sah sich die Schulleitung einer Grundschule in Broich zu einem Elternbrief veranlasst, in dem sie schilderte, dass ein Kind nach Schulschluss von einem Autofahrer angesprochen worden sei, der es zum Einsteigen aufgefordert habe. Die Schule informierte die Polizei, die Schulaufsicht und auch benachbarte Schulen, die ihrerseits ihre Eltern in Kenntnis setzten.

Diese Informationen wurden – nicht von den Schulen – ins Netz gestellt und sorgen seither für Aufregung in den sozialen Netzwerken. Eine Grundschule in Speldorf musste ihre besorgten Eltern daher bereits in einem zweiten Brief mit sachlichen Informationen beruhigen.

Fälle stehen in keinen Zusammenhang

Die Polizei nimmt die Sorgen der Eltern ernst und ermittelt intensiv in jedem gemeldeten Fall. Die Behörde ist aber sicher, dass die einzelnen gemeldeten Fälle in keinem Zusammenhang stehen und äußert die Vermutung, dass die heftige Internet-Diskussion dazu beiträgt, dass Beobachtungen miteinander verknüpft werden, die nichts miteinander zu tun haben. Wie viele Vorfälle besorgte Eltern insgesamt gemeldet haben, will die Polizei nicht sagen, da noch geprüft werde, ob sich hinter jedem überhaupt eine Straftat verberge.

So konnte bereits ein Vorfall, bei dem geschildert wurde, dass ein Kind in ein Auto gezerrt worden sei, geklärt werden: Es handelte sich um Eltern, die ihre unwillige Tochter mit Nachdruck vom Spielplatz abholen mussten. Ein Beispiel dafür, dass ein einzelner verdächtiger Vorfall häufig Sorgen auslöst und auch alltägliche Situationen in einem anderen Licht gesehen werden, wie es die Polizei in der Verfangenheit schon häufig erfahren hat.

Auch die Moderation der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass du aus Mülheim kommst. . .“ zeigte sich in der Nacht zum Donnerstag bemüht, die Debatte im Netz um mögliche Kindesgefährdungen auf den Boden der Sachlichkeit zurückzuführen. „Ich empfehle allen, ab jetzt erst mal abzuwarten, bis es bestätigte Fakten gibt“, beginnt ein entsprechendes Posting in dem Forum. Weitere Beiträge, die etwa zur Selbstjustiz aufriefen, würden ab sofort kommentarlos gelöscht.