Bei der Inklusion von behinderten Kindern in Regelschulen ist in Mülheim noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leistet. Das findet Andrea Kocks, die hiesige Koordinatorin für den schulischen Inklusionsprozess.
„Das Thema ist noch viel mit Ängsten besetzt“, sagt sie. „Viele Eltern, Politiker, aber auch Lehrer denken an schwer geistig behinderte Kinder und an Rollstuhlfahrer.“ Doch die Realität sei anders. Ein Großteil der Betroffenen, die in Regelschulen durch Sonderpädagogen unterstützt werden, sei nicht körperlich oder geistig behindert, auch nicht verhaltensauffällig – „Es sind vor allem lern- und sprachbehinderte Kinder.“
Zudem seien Befürchtungen, Behinderte würden das Leistungsniveau nach unten ziehen, unzutreffend. „Viele Eltern, die Inklusion bereits aus dem Kindergarten kennen, wollen das ihre Kinder in eine Inklusionsklasse gehen.“ Denn der Sonderpädagoge, der die Behinderten im Unterricht unterstützt, kümmere sich um alle Schüler. Doch nicht nur das bessere Betreuungsverhältnis sei attraktiv. „Es gibt keinen typischen Frontalunterricht, die Schüler werden individuell gefördert.“
Auch herrschten oft falsche Vorstellungen, um wie viele Behinderte es ginge. Lediglich 6,7 Prozent aller Mülheimer Schüler bräuchten sonderpädagogische Unterstützung. Das mittelfristige Ziel sei es, 50 Prozent dieser Schüler an Regelschulen zu unterrichten. Grundschulen haben jetzt eine Quote von etwa 30, weiterführende Schulen von rund 20 Prozent.