Mülheim. . In Mülheim sind noch längst nicht alle Bergbauschäden bekannt. Landesweit soll es doppelt so viele Tagesöffnungen geben, als bisher bekannt ist. Die Bergbaubehörde sucht nach 30.000 Hohlräumen und gräbt bis zu 30 Meter tief. Sorge bereiten vor allem nicht dokumentierte oder illegale Abgrabungen.
Die jüngsten Funde von offenbar unerwarteten Hohlräumen an der U-Bahnhaltestelle Mühlenfeld und dem nahen Sportplatz zeigen, dass man längst nicht alle Folgen des Bergbaus kennt. Die Bergbaubehörde der Bezirksregierung Arnsberg geht davon aus, dass es landesweit doppelt so viele unbekannte Tagesöffnungen gibt wie bekannte.
Über 30.000 solcher Öffnungen habe man im Blick, sagt Andreas Nörthen von der Bergbaubehörde. In deren Umfeld wird präventiv nach Hohlräumen in bis zu 30 Metern Tiefe gesucht, die Tagesbrüche verursachen können. Etwa 80 Mal im Jahr kommen Brüche vor, „zum Glück ohne dass bisher Menschen direkt zu Schaden kamen“. Bis zu zehn Millionen Euro im Jahr gibt die Behörde für die Verfüllung aus.
Nicht alles wurde dokumentiert
Sorge aber macht Nörthen der Rest an nicht dokumentierten oder sogar illegalen Abgrabungen. „Wir haben es mit einer über 300 Jahre alten Bergbautradition zu tun“, sagt der Experte der Bezirksregierung. Nicht alles sei überliefert. Dass etwa an der Autobahn A40 und im Umfeld weitere Tagesbrüche passieren werden, könne man deshalb nicht ausschließen.
In Mülheim ließe sich die Suche nach Hohlräumen jedoch auf den nord-östlichen Bereich der Stadt eingrenzen, weil nur dort abgebaut wurde, sagt Nörthen. In Dümpten, Winkhausen und Heißen.
Kritik an laxem Umgang mit Hohlräumen
„Wie das Innere eines Ameisenhaufens“, beschreibt der Mülheimer Diplomingenieur für Bergbau und Assessor des Bergfachs Heinz Auberg (82) die Situation tief unter dem Ruhrgebiet. Doch: „Man kann den Bergleuten dafür nicht die Schuld zuschieben, Jahrhunderte lang haben wir die Region mit Energie versorgt, bei preußischen Sicherheitsstandards.“
Kritik übt Auberg dennoch am seiner Meinung nach laxen Umgang mit Hohlräumen etwa an der Haltestelle Mühlenfeld: „Vor 30 Jahren haben sich Firmen darum gerissen, die U-Bahn zu bauen und sich für Löcher nicht interessiert. Damals wäre die Verfüllung günstiger gewesen als heute.“
Dagegen sieht Auberg kaum Gefahr durch wilden Bergbau. Kohle sei hier nach dem Krieg illegal nur an der Oberfläche abgebaut worden. Auch die undokumentierten Anfänge in Dümpten und Eppinghofen (ab 1200) seien nicht tief gegangen. Andreas Nörthen (Arnsberg) rät: „Jeder, der in einem ehemaligen Bergbaugebiet bauen will, sollte vorher bei uns nachfragen und den Boden prüfen lassen.“