Mülheim. Unternehmerverband, Stadt und weitere Partner wollen verstärkt für den Wert der Ausbildung werben. 1908 Lehrverhältnisse sind derzeit in Mülheim registriert, ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. In einigen Branchen steigt die Zahl der Azubis jedoch, Versichereungen melden ein Plus von 18 %.

Der Unternehmerverband will in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam mit der Stadt und weiteren Partnern verstärkt für den Wert der Ausbildung in der Öffentlichkeit und bei Unternehmen werben. „Eine Ausbildung“, so der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, Wolfgang Schmitz, „ist nicht weniger wert als ein Studium. Facharbeiter sind das Rückgrat unserer Wirtschaft.“ Manche Betriebe setzen derzeit allerdings stärker auf studierte Kräfte, andere finden keine geeigneten Bewerber.

Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse ist denn auch leicht gesunken. 1908 Ausbildungsverhältnisse sind derzeit in Mülheim registriert. Dies ist ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr von einem Prozent. Die Zahlen nannte jetzt die IHK.

Ein Minus von drei Prozent

In den gewerblich-technischen Berufen betrug das Minus drei Prozent. Zum Stichtag 31. Dezember bestanden 779 gewerblich-technische Ausbildungsverhältnisse. Deutliche Rückgänge sind im Bereich der Metallberufe zu verzeichnen: minus 9,4 Prozent. Dieser Einbruch, so die Kammer, sei möglicherweise auf die Tarifregelung zurückzuführen, wonach Azubis, die ihre Prüfung bestanden haben, unbefristet übernommen werden müssen. Im Bereich der Bauberufe betrug das Minus sogar über 27 Prozent.

Hingegen konnten die Elektroberufe mit 15,5 Prozent zulegen. In den kaufmännischen Berufen wurde insgesamt ein leichtes Plus verzeichnet. Die 1129 Ausbildungsverhältnisse entsprechen plus 0,4 Prozent. Der Beruf des Industriekaufmanns legt damit 5,7 Prozent zu, der Bankkaufmann mit 10,3 Prozent, die Versicherungen sogar mit 18 Prozent. Allerdings musste der Handel um 2,6 Prozent zurückstecken und hat nunmehr nur noch 490 Ausbildungsverhältnisse.

"Ausbildungsverhältnisse immer noch auf hohen Niveau"

„Trotz der unerfreulichen Einbrüche, das zweite Jahr in Folge, sind die Ausbildungsverhältnisse im IHK-Bereich immer noch auf einem außerordentlich hohen Niveau“, so Hans Michaelsen, Geschäftsführer der IHK zu Essen.

Insgesamt sei die Jugend von heute zwar genauso leistungsbereit wie frühere Jahrgänge, die Zahl der Problemfälle habe aber deutlich zugenommen - und das vor allem im Ruhrgebiet. „Wir haben es zunehmend mit Klagen der Personalchefs über mangelnde Qualifikationen der Bewerber zu tun“, stellt der Unternehmerverband fest. Ausbilder beklagen zudem, dass sich immer noch zu viele Jugendliche für einige wenige besonders beliebte Ausbildungsjobs interessieren.

Viele Berufe sind nicht bekannt

Selbst Berufe, in denen die Ausbildungs-, Beschäftigungs- und späteren Verdienstchancen sehr gut sind, wie in den Metall- und Elektroindustrie, stoßen aus Sicht der Unternehmen auf zu geringes Interesse. Das gelte auch für Mädchen. Viele Berufe seien oftmals den jungen Leuten gar nicht bekannt.