Mülheim.
Not macht erfinderisch, sagt ein Sprichwort. Das mag zugegebenermaßen ein wenig altbacken klingen, trifft aber dennoch den Kern aktueller Entwicklungen in der Kultur. Denn in diesem Bereich wird in Zeiten knapper Stadtkassen gerne mal gespart. Das Mülheimer Kunstmuseum hat für das kommende Jahr dennoch wieder ein Ausstellungsprogramm zusammengestellt, das sich im wahrsten Wortsinn sehen lassen kann. Möglich wurde das auch durch Kooperationen, Sponsoring und das Zurückgreifen auf den eigenen Bestand.
Mülheimer Künstler gestalten den Jahresanfang: Bis zum 12. Januar läuft noch die Ausstellung „Otto Pankok zum 120. Geburtstag“ im Erdgeschoss. Die Jahresausstellung der Mülheimer Künstler, die rund 120 Werke von 58 Kunstschaffenden umfasst, ist noch bis 2. Februar im Grafikraum sowie im zweiten Obergeschoss zu sehen. Doch wenn diese endet, beginnt gleich ein echter Höhepunkt des Ausstellungsjahres: „August Macke – Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies“ wird durch die Kooperation mit der Stiftung Sammlung Ziegler möglich. Der Expressionist Macke war einer der ersten Künstler, der im Ersten Weltkrieg fiel, dessen Beginn sich 2014 zum 100. Mal jährt.
Besucherforum zum Expressionismus
Die Ausstellung umfasst Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde des rheinischen Künstlers, die durch Werke von Wegbegleitern wie Campendonk und Marc ergänzt werden. Sie sind vom 2. Februar bis 27. April im Erdgeschoss zu sehen. Begleitend werden vom 11. Februar bis 27. April Arbeiten von u.a. Beckmann, Corinth. Kollwitz, Pankok und Steinlen unter dem Titel „Kunst und Erster Weltkrieg“ gezeigt.
Eine weitere Facette wird im zweiten Obergeschoss präsentiert: Das Museumsteam richtet dort vom 16. Februar bis zum 1. Juni ein Besucherforum zum „Expressionismus“ ein, das sich aus der Sammlung des Kunstmuseums generiert und u.a. Workshops anbietet.
Kooperation mit Sammler aus Heidenheim
„Käfer, Crash & Capri-Batterie: Wie Künstler die Technik sehen“ wird vom 18. Mai bis 17. August ergründet. Die Schau ist eine Kooperation mit dem Heidenheimer Sammler Dr. Helmut Schiffer, der Grafiken, Zeichnungen und Objektkunst etwa von Becher, Beuys, Man Ray, Panamarenko, Tinguely und Warhol zusammengetragen hat. „Zum Ausgleich“, sagt Kunstmuseumsleiterin Dr. Beate Reese, „bekommt Heidenheim eine schöne Zille-Ausstellung.“
Das Thema „Stadt“ wird vom 22. Juni bis zum 24. August weitergeführt. Gemeinsam mit dem Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, den Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum und den Urbanen Künsten Ruhr wird auf die Architektur der Ruhrgebietsstädte geblickt. Und auch im Anschluss wird mit Ruhr-Kunst--Museen gemeinsame Sache gemacht: Vom 7. September bis Ende 2014 wird in verschiedenen Häusern ein Einblick in die „Ruhr Kunst Szene“ gegeben.
Kunstmuseum feiert Umzug in die Alte Post vor 20 Jahren
Die Diskussion wurde bereits bevor die Deutsche Post aus dem Gebäude am (damaligen) Viktoriaplatz auszog hitzig und emotional geführt: Soll das Mülheimer Kunstmuseum in diese Räume einziehen oder nicht? Die Künstler gingen gar so weit, ihre Werke während der Jahresausstellung 1983 mit schwarzen Tüchern zu verdecken.
Ob diese Aktion letztlich den Ausschlag gab – man weiß es nicht. Am Ende wurde die Politik jedenfalls überzeugt: Im kommenden Jahr ist das Kunstmuseum seit 20 Jahren in der Alten Post zu finden.
Dieses Datum will das Museumsteam am (heutigen) Synagogenplatz mit einem „Nachbarschaftsfest“ begehen, das sich über ein ganzes Wochenende erstrecken soll. Am 23. und 24. August wird ganztägig im und am Kunstmuseum gefeiert. Am Fest beteiligen werden sich die Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Künstler und Künstlerinnen, der Förderkreis des Kunstmuseums, der Mülheimer Kunstverein, die Malschule, der Museumsshop und die Young Art Experts.