Mülheim. . Mehr als 200 Ölgemälde und rund 400 weitere Werke auf Papier hat das Mülheimer Kunstmuseum aus dem Nachlass des Künstlers Arthur Kaufmann vermacht bekommen. Nun zeigt das Museum eine große Ausstellung über Kaufmann, der aus Mülheim stammte, und macht sich auf Spurensuche

Zwei Jahre vor seinem Tod ist Arthur Kaufmanns lange gehegter Wunsch doch noch in Erfüllung gegangen: Sein Hauptwerk, das große Triptychon „Die Geistige Emigration“, hat in einem deutschen Museum, nämlich im Kunstmuseum seiner Geburtsstadt Mülheim, ein Zuhause gefunden. Die Stadt kaufte das Bild 1969 für 65.000 DM an, zwei Jahre später starb Kaufmann, der auf der Flucht vor den Nazis 1936 nach New York übergesiedelt war, 1971 bei einem Besuch seiner Tochter in Brasilien.

Einen Überraschungsgast aus Brasilien gab’s beim Presserundgang durch die Ausstellung „Arthur Kaufmann: Exil – ein zweites Leben?“ Seine Enkelin Iracema Couto stand plötzlich im Raum und blieb sofort gerührt vor dem Porträt ihrer Mutter Miriam Etz und Großmutter Elisabeth Musset-Kaufmann stehen: „My Mother and my Grandma“, wie sie bemerkte. Begleitet wurde sie von ihrem Cousin Markus Etz, der in Düsseldorf lebt. Iracema Couto ist zur Eröffnung der Schau zu Ehren ihres Großvaters an diesem Donnerstag, 18 Uhr, in Mülheim angereist.

Jahrelange Recherche

Seit mehreren Jahren recherchiert Dr. Gerhard Ribbrock (stv. Museumsleiter) Kaufmanns Lebensgeschichte, hat Kontakte nach New York und Brasilien aufgenommen und bislang einiges ans Licht befördert. Samt eines Päckchens, das von einer Enkelin, Frau Many Penny, aus New York kam. „Die Recherche ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Ribbrock.

Bereits einen guten Einblick in das Leben und Wirken von Arthur Kaufmann gibt die Ausstellung. Neben dem großen dreiteiligen Bild „Die Geistige Emigration“, das 38 namhafte Künstler, Musiker, Schriftsteller, Wissenschaftler und Forscher zeigt, denen ein ähnliches Schicksal wie Kaufmann widerfahren war, sind Einzelporträts sowie Grafiken und Gemälde, die im amerikanischen Exil entstanden sind, zu sehen. Aber auch alte Bekannte wie die Mülheimer Künstler Werner Gilles und Otto Pankok – damit schließt sich der Kreis zu den weiteren Ausstellungen zum Thema Emigration und Exil in der Alten Post. Die klugen und kreativen Köpfe gingen Deutschland meist für immer verloren.

Geistige Emigration

In „Geistige Emigration“ findet Kaufmann selbst mit Ehefrau Lisbeth Platz neben Persönlichkeiten wie der Familie Mann mit Heinrich, Thomas, Klaus und Erika, der er freundschaftlich verbunden war, sowie Albert Einstein, Kurt Weill, Max Reinhardt, Arnold Zweig und George Grosz. Das Bild, das er 1938 begann und erst 1965 fertigstellte, gilt nach wie vor „als das große zeitgeschichtliche Zeugnis der Kunst während des Exils und ist weltweit bekannt“, sagt Museumsleiterin Dr. Beate Reese. Nach Kaufmanns Tod erhielt das Mülheimer Haus den Nachlass von den Kindern zur Betreuung, wobei ein Drittel der Werke dem Museums geschenkt wurden: 245 Ölgemälde und rund 400 weitere Werke auf Papier.