Mülheim. .

Ein ungewöhnlicher Kindergeburtstag wurde am Donnerstag in der Gastronomie des Mülheimer Flughafens gefeiert. Es gab Torte, Tröten und Überraschungen, auch eine weniger schöne...

Amira Obeid heißt das Mädchen, das zehn Jahre alt wurde. Sie hat knallig lackierte Fingernägel, drei Geschwister, „sie ist sehr aufgeweckt und hat viel vor“, sagt Yusuf Demir, der Amiras Familie gut kennt. „Sie möchte später heiraten und Kinder bekommen.“ Das sind leider utopische Wünsche, wenn man weiß, dass Amira seit ihrer Geburt schwerst körperbehindert ist.

Sie leidet an fortschreitender Muskelatrophie, muss ständig liegen und künstlich beatmet werden. Yusuf Demir ist Geschäftsführer eines spezialisierten Pflegedienstes, dessen Team Amira täglich über 16 Stunden betreut, in der Schule und auch in der Nacht, damit die Eltern ausruhen können.

Unterstützer aus ganz Deutschland

Ein anderer Wunsch, den die Zehnjährige geäußert hat, ist erfüllbar, mit viel Engagement und einigem Aufwand: Amira möchte in einem Flugzeug abheben. Im Sommer durfte sie den Düsseldorfer Airport besichtigen, aber „aus Sicherheitsgründen nicht an Bord“, berichtet Demir. Sie hörten sich um und stießen auf Flying Hope e.V., der in Düsseldorf sitzt, mit Unterstützern in ganz Deutschland. Der Verein schaffte es kurzfristig, für Amira einen Rundflug zu organisieren. Und zwar mit dem Privatpiloten Dr. Axel Endriss, der seine Cirrus SR 22 am Flughafen Essen-Mülheim stationiert hat.

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Als Chef einer Steuerfachschule nutzt Endriss die Maschine „weit überwiegend beruflich“, wie er sagt, mehr als tausend Flugstunden habe er schon absolviert. Einige im Auftrag von Flying Hope – so machte er im Mai einem unheilbar an Leukämie erkrankten Jungen eine Freude, den er von Mülheim aus nach München flog, zu einem Bayern-Spiel, und nach Berlin, zu einer Show der Blueman Group.

Amira, die mit ihrer Familie in Oer-Erkenschwick lebt, sollte am Donnerstag als Nächste beglückt werden. Damit sie nichts ahnt, haben sie ihr erzählt, sie müsse zum Ohrenarzt, aber der sei umgezogen, die Fahrt dauere diesmal länger. Ihre Eltern, der jüngere Bruder und drei aus dem Pflegeteam waren dabei, als Amira in das Airport-Gebäude geschoben wurde.

Start musste verschoben werden

Zweierlei wurde dem Mädchen dann eröffnet. Erstens: Sie darf fliegen. Zweitens aber: Der geplante Start muss kurzfristig verschoben werden, das Wetter ist zu schlecht. Immerhin gab es schon eine Generalprobe im Hangar: ob Amira mitsamt ihrer lebensnotwendigen medizinischen Ausrüstung in die kleine Maschine passt. Es funktioniert.

Geplanter Abflugtermin ist jetzt am nächsten Sonntag um 11 Uhr. Alle freuen sich schon.