Mülheim. Partei-Urgesteine Günter Weber und Hans Meinolf erinnern sich an Begegnungen mit Willy Brandt in Mülheim.
Willy Brandt, geboren morgen vor 100 Jahren, hat Mülheim mehrmals besucht. Während seiner Wahlkämpfe, aber auch in seiner Funktion als sozialdemokratischer Kanzler. Der Politiker besuchte die Dümptener Schule auf dem Bruch während seines ersten Wahlkampfes 1965, damals war er noch regierender Bürgermeister Berlins. Auf dem überfüllten Rathausmarkt hielt der SPD-Kanzlerkandidat am 3. September 1965 seine erste große Ansprache in Mülheim.
Auch nach seiner Zeit als Bundeskanzler hat er Mülheim besucht, wie 1987 in der Carl-Diem-Halle an der Südstraße. Günter Weber, SPD-Urgestein in vierter Generation und seit 57 Jahren SPD-Mitglied, hat Brandt mehrmals hautnah erlebt. Auf dem Rathausmarkt 1965 gehörte Weber noch nicht „zur oberen Garde“, da stand er in der Menge.
Wahlkampf zum Bundestagskandidaten
„1987 kam Brandt in die Sporthalle, um Thomas Schröer in seinem Wahlkampf zum Bundestagskandidaten zu unterstützen. „Da habe ich ihn als damaliger Bürgermeister willkommen geheißen und gefragt: „Was kann ich Dir zur Stärkung anbieten, Willy? Wir duzten uns als Genossen natürlich. Da seufzte er tief: Gib mir doch bitte einen Cognac! Er trank ihn und meinte entschlossen: So, jetzt können wir reinmarschieren. Dann betrat er strahlend die Bühne und begeisterte die Menge mit seiner Rede. Die Bergmannskapelle spielte dazu „Glück auf, der Steiger kommt“. Günter Weber, von 1980 bis 1990 Bürgermeister in Mülheim, von 1990 bis 2000 SPD-Landtagsabgeordneter, hat den Weg Brandts alle Jahre interessiert und intensiv verfolgt, „inklusive aller politischen Gehässigkeiten“. Nach seinem Tod 1992 hat er mit dem SPD-Ortsverein eine Berlin-Reise unternommen, um auf seinem Waldfriedhof-Grab einen Kranz niederzulegen.
Hans Meinolf kann sich an alle Besuche Brandts gut erinnern. „1970 hat Willy Brandt am Vorabend des 1. Mai auf einer Belegschaftsversammlung bei uns in den Mannesmannröhren-Werken in der Blechwalzwerk-Halle vor tausenden Mitarbeitern gesprochen, als erster Kanzler überhaupt.
1971 den Friedensnobelpreis erhalten
1972 habe Brandt, der 1971 den Friedensnobelpreis erhalten hat, in seinem Wahlkampf (Slogan: Willy wählen!) in der Stadthalle geredet. „Mit meiner Frau war ich später auf seinem erstem Kanzlerfest im Palais Schaumburg eingeladen, auch im Parteihaus in Bonn haben wir ihn besucht, erinnert sich Meinolf, der 22 Jahre stellvertretender SPD-Vorsitzender und Fraktionsvorsitzender in Mülheim war. „Brandt konnte die Menschen begeistern. Er hat den Satz geprägt: Der Himmel über der Ruhr muss wieder blau werden.“
Mit spitzem Stift: Karikaturen zu Willy Brand