Die Vorwürfe gegen die Verkehrsbetriebe sind scharf und weitgehend: von einem zu dickem Wasserkopf, von der bestbesetzten Werkstatt im Ruhrgebiet, die es nicht fertig bringt, die Bahnen zu reparieren, von bewilligten Geldern, die nicht investiert würden und von skandalösen Zuständen ist da die Rede. Aber es ist nicht irgendwer, der diese Vorwürfe im Gespräch mit der Redaktion erhebt (siehe NRZ vom 3. Dezember). Sie stammen von Matthias Vollstedt, dem Verkehrsdezernenten der Bezirksregierung. Und er macht sie offensichtlich wider besseres Wissen.
„Er sollte es besser wissen“, sagte gestern MVG-Geschäftsführer Klaus-Peter Wandelenus bei einem kurzfristig einberufenen Pressegespräch, in dem er ausgesprochen sachlich und zurückhaltend, aber entschieden die Vorwürfe zurückweist.
Die Äußerungen Vollstedts würden nicht zu den guten Gesprächen passen, die die MVG auf unterschiedlichen Ebenen und auch mit Vollstedt selbst in Düsseldorf geführt hat. „Vollstedt weiß es besser. Er ist über die MVG gut informiert“, davon ist auch Wolfgang Michels, CDU-Fraktionschef und MVG-Aufsichtsratsvorsitzender überzeugt.
Wandelenus schreibt die Äußerungen zwar „einer Einzelperson“ zu und nimmt sie nicht als Haltung der Genehmigungsbehörde, aber genau die repräsentiert der Verkehrsdezernent. In der freien Wirtschaft ließe sich gegen solche Aussagen vorgehen, weil es sich um üble Nachrede oder geschäftsschädigendes Verhalten handeln könnte. So werden die Äußerungen auch für die Politik zum Ärgernis und sie kommen just zum Zeitpunkt, zu dem ein Kompromiss über die Zukunft der Straßenbahnlinien 104 und 110 zwischen Bezirksregierung und Stadt wieder möglich ist (die NRZ berichtete gestern).
Schon vor Monaten hatte Vollstedt zugestimmt, die Straßenbahn zwischen Hauptfriedhof und Flughafen stillzulegen, war dann davon aber wieder abgerückt. Ratspolitiker Michels sieht in den Angriffen daher nun eine „persönliche Fehde“ gegen Wandelenus.
Er kritisiert zudem, dass die Bezirksregierung mit gespaltener Zunge spreche. Auf der einen Seite bekomme der Kämmerer strikte Auflagen zur Genehmigung des Haushalts und werde angehalten, auch beim Nahverkehr zu sparen, doch die Anstrengungen dazu würde dann der zuständige Fachdezernent blockieren.
Michels nennt Vollstedt einen „Erbsenzähler“. Bei Personaleinsparungen ist die MVG aus seiner Sicht auf einem guten Weg und weiter als die Stadtverwaltung. Für die nächste Aufsichtsratssitzung am Montag hat Wandelenus bereits eine Aufstellung mit Mitarbeiterzahlen zusammengestellt. Von den knapp 500 MVG-Mitarbeitern seien, bezogen auf Vollzeitstellen, 51,6 Prozent dem Fahrbetrieb zuzuordnen, weitere 30 Prozent den Werkstätten und 18,6 Prozent der Verwaltung. Bei einem gut geführten Verkehrsunternehmen, das ist Standard in der Branche, sollten über die Hälfte der Mitarbeiter dem Fahrbetrieb zuordnen sein. Wie üblich seien Lehrlinge und Mitarbeiter im Erziehungsurlaub und Altersteilzeitler in der passiven Phase herausgegerechnet worden.
In einer weiteren Tabelle für den Aufsichtsrat sind die Mitarbeiter detaillierter nach Bereichen gegliedert. Da tauchen unter anderem 12 Mitarbeiter der Einkaufsabteilung auf, von denen aber kein einziger mehr in Mülheim sitzt. „Das sind Leistungen, die von der Evag eingekauft werden“, sagt Unternehmenssprecher Nils Hoffmann.