Mülheim. Ein neue Betrugs-Masche: Kriminelle täuschen Witwen vor, dass der verstorbene Gatte Spielschulden gehabt habe und fordern das Geld. Eine Forderung, der viele lieber nachgeben, um die vermeintlichen Spielschulden geheim zu halten.
Es ist eine perfide Strategie, wenn Kriminelle die Trauer von Menschen ausnutzen, um ihre Betrügereien zu begehen. So ist es vor wenigen Tagen in Oberhausen geschehen: Eine Witwe erhielt einen Anruf. Ihr verstorbener Mann habe Spielschulden hinterlassen. Man komme nun vorbei, um das Geld abzuholen.
Die Betrüger spielen hierbei die Situation der betroffenen Witwen schamlos aus: Wer gerade seinen Ehemann verloren hat, ist emotional angeschlagen. In dieser Situation ist man nicht auf langwierige Auseinandersetzungen aus. Der zweite Faktor: Schulden sind schon etwas, womit man nicht gerade in der Öffentlichkeit hausieren geht. Über Spielschulden will man aber erst recht nicht ein öffentliches Aufsehen erregen. Zumal wenn es um das Ansehen eines gerade Verstorbenen geht. Gleichzeitig nimmt so die Bereitschaft der Betroffenen ab, sich Hilfe von außerhalb zu holen. Mit der Angst vor der Peinlichkeit haben auch schon in der Vergangenheit Betrüger gerne kalkuliert: Dann wurde den Witwen etwa erzählt, es stünden noch Rechnungen des Verstorbenen für irgendwelche Porno-Artikel offen.
"Varianten des Enkel-Tricks"
Dies alles sind Varianten des altbekannten Enkel-Tricks, bei der die Leichtgläubigkeit von Senioren ausgenutzt wird. Meldet sich in der Ur-Version doch ein vermeintlicher Enkel, der in Geldnot um Hilfe bittet. Und schließlich einen Bekannten vorbeischickt, der den erwünschten Betrag abholt.
Aber natürlich, so bestätigt auch die Polizei, versuchen solche Betrüger, ständig ihre Methode zu variieren. Bisher ist allerdings dieser Witwen-Trick in Mülheim noch nicht angewendet worden, wie die örtliche Polizei auf Anfrage mitteilt. Gleichwohl sei das noch kein Grund zur Entwarnung. Aufmerksamkeit ist in dieser Hinsicht immer angebracht.
Auch die Oberhausener Polizei will noch nicht sagen, ob es sich nun bei dieser Form der Betrügerei bald um ein flächendeckendes Phänomen handeln könnte. Aber auch dort wird zur vermehrter Aufmerksamkeit geraten. Wie kann man sich am besten schützen? Einige Hinweise:
1. Misstrauen ist schon beim leisesten Zweifel tatsächlich gesund. Zumal wenn man sich, wie nach einem Trauerfall, psychisch angeschlagen fühlt, sollte man sich keinesfalls zu irgendetwas überreden lassen. Stattdessen sollte man vor irgendwelchen Entscheidungen die Rücksprache mit persönlichen Vertrauten, wie Verwandten oder Freunden, suchen. Im Zweifel gilt: Immer die Polizei anrufen. Es gibt hier, so betont auch die örtliche Polizei, keinen Anruf zu viel.
2. Wie kann man verhindern, dass Betrüger an die Daten des Verstorbenen und seine Adresse kommen? Wie die Betrüger an die Adressen kommen, weiß man nicht genau. Vermutlich über Traueranzeigen. Daher lieber auf Nummer sicher gehen: „Bei uns kann man auch unsere Adresse für die Kondolenzpost angeben“, heißt es bei Bestattungen Fohrmann. „Dazu raten wir eigentlich generell. Dann ist man auf der sicheren Seite.“