Mülheim. Rund 40 Senioren und Seniorinnen waren in Mülheim einer Einladung zu einem vermeintlichen „Geburtstagsfest“ gefolgt. Doch statt der versprochenen Präsente und freiem Essen gab es: nichts. Die Veranstalter der dubiosen Verkaufsveranstaltung ergriffen beim Eintreffen des Ordnungsamtes die Flucht.
Sie versprechen freies Essen, Präsentkörbe und garantieren: „Alles auf unsere Kosten!“ Von einer Verkaufsveranstaltung steht in der Einladung zum „Großen Geburtstagsfest“ nichts. Doch nach dem Essen gehen die Geburtstagsgäste dann mit Magnetdecken gegen Elektrosmog oder Pflegeprodukten nach Hause, die sie eigentlich gar nicht kaufen wollten und für die sie mitunter mehr gezahlt haben als der Veranstalter für Essen oder Geschenke.
Rund 40 Mülheimer Senioren und Seniorinnen waren einer Einladung zu solch einem vermeintlichen Geburtstagsfest in das Gasthaus Gesellenhaus gefolgt. Der Name des Veranstalters stand nicht auf der Einladung, dafür aber das Versprechen, ein persönliches Wertgeschenk in Höhe von 499 Euro zu bekommen. „Sie dürfen alles sofort und kostenlos mitnehmen!“, heißt es.
Gasthaus informierte das Ordnungsamt über die Veranstaltung
Doch mitgenommen hat jeder nur das, was er auch mitgebracht hatte. Das Gasthaus Gesellenhaus hatte das Ordnungsamt über das vermeintliche Wanderlager im Vorfeld informiert. „Das ist denen nicht ganz koscher vorgekommen“, sagt Jürgen Jürgens vom Ordnungsamt. Da die Veranstaltung nicht beim Ordnungsamt angemeldet worden war, wollte Jürgens mit zwei Mitarbeitern den Organisatoren vor Ort auf den Zahn fühlen – doch schreckte diese auf: „Wir haben sie noch im Wagen mit Cloppenburger Kennzeichen an uns vorbeifahren sehen“, so Jürgens.
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Hohe Dunkelziffer
Ärgerlich, denn das Ordnungsamt erfährt nur selten von diesen Verkaufsveranstaltungen. „Es muss eine Dunkelziffer geben“, ist sich Jürgens sicher. Vor Ort am Gasthaus Gesellenhaus haben die Mitarbeiter des Ordnungsamtes die Gäste befragt. Mehrere Senioren hätten bestätigt, häufiger Einladungen für ähnliche Veranstaltungen in Mülheim zu erhalten.
Der letzte dem Ordnungsamt bekannte Fall liegt zwei Jahre zurück. Eine österreichische Firma hatte den Bürgergarten angemietet. „Am Tag der Veranstaltung hatte mich die Staatsanwaltschaft Duisburg und das Ordnungsamt angerufen“, erinnert sich Jörg Thon, Inhaber des Bürgergartens. Der bereits strafrechtlich gesuchte Veranstalter ist dann am Abend nicht aufgetaucht. Thon blieb auf den bestellten Essen sitzen. „Es ist schwierig festzustellen, wer seriös ist und wer nicht“, sagt der Gastwirt. Er beherberge auch regelmäßig Reiseveranstalter, die ihre Wanderlager mit offenkundiger Verkaufsabsicht anmelden. „Seriöse Anbieter schicken im Vorfeld einen Vertrag“, weiß Thon.
Wer die Organisatoren der geplatzten Veranstaltung am Mittwoch waren, ist noch unklar. Ein Mitarbeiter des Gasthauses bestätigt zwar den Vorfall, Betreiberin Gabriele Thomas ist jedoch zurzeit urlaubsbedingt nicht erreichbar.