Mülheim.

Ein halbes Jahrhundert ist nur eine kurze Spanne, wenn es um trutzige, historische Gemäuer geht. Freundschaften aber, die so lange halten, sind schon etwas Besonderes. Wie die gemeinsame Geschichte von vier weiblichen Wesen, die 1963 am Fuße von Schloss Burg an der Wupper begann.

Dort, im Solinger Stadtteil Unterburg, wurden Marita Wietek, Petra Offermann, Barbara Gemke und Petra Thomas-Sturm gemeinsam eingeschult. Nachmittags trafen sich die Mädchen zum Spielen auf dem Schlossplatz in Oberburg. „Wir sind seit fünfzig Jahren ununterbrochen befreundet“, berichtet Marita Wietek (56), die später einen Mann aus Essen heiratete und mit ihm nach Mülheim zog, wo sie bis heute wohnt.

Der Kontakt zu „Offi“, „Babs“ und „Stürmchen“, die im Gegensatz zu ihr alle im Bergischen Land haften blieben, hat dennoch gehalten. Vier Jahre lang gingen die Mädchen in die selbe Grundschulklasse, ehe sich ihre alltäglichen Wege etwas voneinander entfernten.

Mit einer ihrer Freundinnen besuchte Marita Wietek, die Krankenschwester wurde, später eine hauswirtschaftliche Schule. Eine andere aus dem Quartett heiratete sehr früh, noch ehe sie zwanzig war, „ist aber immer noch mit dem selben Mann zusammen“, sagt Marita Wietek. Was nicht für alle aus dieser Frauenrunde gilt.

Hochzeiten und Scheidungen

Im Laufe der Jahrzehnte trafen sie sich bei (ersten oder zweiten) Hochzeiten, manchmal mit ihren Partnern oder Kindern, sie kamen zu zahlreichen Klassentreffen zusammen und quatschten ganze Nächte durch. Eine Freundin habe sie später auch zu deren Scheidungstermin begleitet, berichtet Marita Wietek, die Wahl-Mülheimerin, und versichert: „Unterschiedlichste Lebensverläufe konnten unser Glückskleeblatt nicht trennen.“

Mittlerweile, nach einem halben gemeinsamen Jahrhundert, sehen sie sich immer noch sechs bis acht Mal im Jahr, gelegentlich bei einer der Frauen zu Hause, so dass jede auch die wechselnden Wohnungen der anderen kennt. „Weil wir uns nahe stehen, aber ziemlich unterschiedliche Charaktere sind, hat man immer viel zu erzählen.“

Traditioneller und bis heute beliebter Treffpunkt des Kleeblatts ist aber das Bäckerei-Café ihrer Kindheit, in einem Fachwerkhaus idyllisch am Eschbach gelegen, der quer durch Solingen-Unterburg fließt. „Am Fenster der Bäckerei habe wir uns nach Schulschluss gerne die warmen Randabschnitte der Kuchenbleche abgeholt“, erinnert sich Marita Wietek. „Wir kamen dann mittags satt nach Hause...“

Noch eine Gewohnheit pflegt die redelustige Runde: „Offi hat immer ein Glöckchen dabei, damit jede mal zu Wort kommt.“