Mülheim. .

Anfang der Achtzigerjahre, als Heingard Wülfing (heute 66) und Heike Kupp (54) sich die ersten Male begegneten, waren noch Männer mit dabei, mitunter sogar in Mannschaftsstärke. Denn sie lernten sich kennen als Spielerfrauen einer Freizeittruppe, die die Herren an Montagabenden gerne anfeuerten und nach dem Kick in die Stammkneipe begleiteten. Aber das änderte sich, im Laufe ihrer „wundervollen Freundschaft“, wie Heingard schwärmt.

Die jungen Frauen bekamen irgendwann Lust, den Montag alternativ zu gestalten, und trafen sich eine Zeitlang zum Handarbeiten. Doch die Erfolgserlebnisse waren recht einseitig verteilt: „Während Heike Exemplare vom Feinsten strickte, tat ich mich schwer“, berichtet Heingard, „und wir beschlossen, etwas anderes zu machen, was uns beiden Freude macht.“ Auch einfach in Gaststätten zu gehen und zu quatschen, genügte ihnen auf Dauer nicht. Und so entstand die Idee, zu kniffeln, woran die Freundinnen bis heute festhalten.

Alle zwei Jahre ein Frauenurlaub

„Damit die ganze Sache einen Reiz hatte, legten wir eine Kniffelkasse an und gingen zum Beispiel Weihnachten von dem Ersparten großzügig essen.“ Nicht nur das: Da jede von ihnen, unabhängig von Sieg oder Niederlage, pro Spieleabend zehn Euro einzahlt, können sie sich ungefähr alle zwei Jahre einen Frauenurlaub leisten. Sie waren schon drei Mal in Ägypten, auf Kreta oder zuletzt im Juni zwei Wochen auf Mallorca.

1987 feierten Heingard und Heike sogar gemeinsam ihren Polterabend, im Kreise der ganzen Fußballkollegen, und anschließend Doppelhochzeit mit ihren jeweils Auserwählten auf dem Mülheimer Standesamt. Zwar hat nur Heingards Ehe die folgenden Jahrzehnte überstanden, doch Heikes Trennung von ihrem Mann und ihre Rückkehr in den Single-Status „tat unserer Freundschaft keinen Abbruch, im Gegenteil, sie wurde dadurch noch mehr gefestigt, und der Montagabend ist uns bis heute heilig“.

Auch Todesfälle in der Familie hätten sie schon gemeinsam durchlitten, berichtet Heingard: „Wir haben gelernt, stets ein offenes Ohr für die Andere zu haben. Und dass man sich bei der Freundin auch mal ausweinen kann, gehört doch dazu.“

Den ganzen Tag shoppen

Heike Kupp, die deutlich Jüngere, ist als Springerin bei einem Herrenausstatter beruflich stark eingespannt und deutschlandweit unterwegs. „Der Montag ist oft ihr einziger freier Tag“, berichtet Heingard, „da rechne ich es ihr hoch an, dass sie ihn immer für mich reserviert.“

In der kommenden Woche allerdings fällt die Kniffelrunde ausnahmsweise aus, denn die Freundinnen pflegen eine andere gemeinsame Tradition: Sie fahren zu einem Weihnachtsmarkt, dieses Mal nach Dortmund, „wo wir, wovon Frauenherzen träumen, den ganzen Tag shoppen“.