Mülheim. Die Zahl der Bedürftigten bei der Tafel steigt, während die Spenden zurückgehen. Vierjährige Kinderaus Mülheimer Kindergarten halfen jetzt, Weihnachtsspenden der Eltern zu verteilen.

Ob warm ob kalt, ob trocken oder nass: Jeden Tag stehen Hunderte Menschen Schlange bei der Mülheimer Tafel, hoffen dort auf Lebensmittelspenden von etwa 60 Läden, die regelmäßig Güter für Hilfsbedürftige abgeben. Die Spenden sinken stetig, der Bedarf steigt stetig.

„Wir bekommen Waren von der kleinsten Bäckerei bis hin zum großen Lebensmittelunter-nehmen“, berichtet Tafel-Betriebsleiter Michael Farrenberg. Auf dem Wochentourenplan steht für die Fahrer eine vorgeschriebene Route, mit der morgens um 7 Uhr begonnen wird. „Wir wissen nicht, was oder wie viel wir bekommen.“ Die Waren sind bereits von den Läden vorsortiert, beim Einräumen wird aber alles ein zweites Mal kontrolliert. „Wir gucken natürlich auch aufs Mindesthaltbarkeitsdatum. Schon aus rechtlichen Gründen“, erklärt der Betriebsleiter.

Kein Mülheimer Trend

Dabei stehen die Bedürftigenzahlen nicht in Relation zu den Spenden: Gut 500 Bedürftige werden jeden Tag vor Ort versorgt. Doch immer weniger Waren werden gespendet. Die Gründe sind für Farrenberg rein pragmatischer Natur: „Zurückgehende Spenden sind kein Mülheimer Trend, sondern das wird bundesweit bemerkt. Es liegt daran, dass sich die Logistik der Lebensmittelketten immer weiter verbessert. Immer weniger bleibt übrig.“

Besonders mau sieht es bei Milchprodukten, Käse und Wurst aus, sowie bei allem, was nicht schnell verdirbt. „Wir erwarten da auch keine Änderung, da sich die Logistik in den Läden nicht verschlechtern wird.“ Ganz im Gegenteil: Die Zahlen für gespendete Kühlprodukte sind auch weiterhin rückläufig.

Kindergarten sammelt Lebensmittel

Eine erfreuliche Ausnahme sind da die Spenden des Kindergartens Raadthäuschen. Engagierte Eltern spenden jetzt schon im zweiten Jahr einmalig zu Weihnachten Lebensmittel, die im Kindergarten gesammelt und dann gemeinsam mit den Kindern an der Tafel ausgeteilt werden. Die Lieferung der 48 Elternpaare war so groß, dass sie mit einem von der MVG gesponserten Lieferwagen transportiert werden musste. Eine Mutter hatte 100 Adventskalender gespendet, viele andere Konserven, Mehl oder Zucker.

Die Auswahl an der Tafel ist schwer, schließlich darf jeder Bedürftige nur ein Teil mitnehmen: Ein paar entscheiden sich für Süßigkeiten, andere nehmen lieber Orangensaft. Vielleicht schon fürs Fest. Emres Eltern haben Bananen und Äpfel gespendet. Er freut sich, die Adventskalender zu verteilen: „Wir haben im Kindergarten darüber geredet.“ Auch Sophie weiß, warum ihre Eltern die Marmelade spenden: „Für arme Menschen, die nicht so viel haben wie wir.“ Und Thomas’ Eltern haben sich für Süßes wie Nutella, Kakao und Zucker entschieden: „Das mag ich auch alles gerne.“