Mülheim. Kunden des Stromanbieters RWE beklagen sich über ein recht sonderbares Angebot, das ihnen dieser Tage per Post unterbreitet wurde: Der im Brief angepriesene "Treuestrom" mit Preisgarantie ist mitunter teurer als der normale Tarif, den sie momentan bezahlen.

Wie viele Mülheimer Stromkunden der RWE dieser Tage Post vom Energiekonzern bekommen haben, blieb am Montag unklar. Doch sowohl in der WAZ-Redaktion als auch bei der Verbraucherzentrale beklagten sich Vertragskunden über Form und Inhalt des Angebotes, das ihnen nun unterbreitet worden ist.

Einer der erbosten RWE-Kunden ist Gerd Kemper aus Saarn. Er hat einen gültigen Vertrag mit RWE Rhein-Ruhr, der ihm im „Treuestrom”-Tarif den Kilowattstunden-Preis von 20,11 Cent garantiert – und das bis Ende des Jahres 2010. Am vergangenen Samstag nun hatte Kemper ein neues Angebot von RWE im Postkasten. Der anbei liegende Auftrag (in Kleinstschrift wie anderswo die allgemeinen Geschäftsbedingungen), vorab von RWE mit Kempers Kundendaten versehen, sieht einen Tarifwechsel vor: Bei gleich bleibendem Grundpreis von 92,82 Euro pro Jahr würde der Saarner Stromkunde nun eine Preisgarantie auf 21,90 Cent pro Kilowattstunde bis Ende 2011 garantiert bekommen. Nur: Das ist mehr, als er im Moment zahlt.

Wie andere RWE-Kunden auch fragt sich Kemper nun: Warum sollte ich meine alte Preisgarantie dafür opfern? „Das ist doch eine linke Tour”, vermutet der 63-Jährige den Versuch seines Stromanbieters, aus gültigen Verträgen mit relativ günstigen Preisen rauszukommen. Der Vertrag mit dem Kleingedruckten führe aufs Glatteis, wenn er nicht ausführlich studiert werde.

RWE sah sich gestern aufgrund einer Schulung der Vertriebsabteilung nicht in der Lage, Stellung zu nehmen. Dies soll heute geschehen.