Mülheim. Joyce und Mark Kingsly wissen genau, was sie sich für ihre Zukunft wünschen: Die Zwölfjährige möchte Englischlehrerin werden, ihr zehnjähriger Bruder Arzt in Afrika und freigiebiger Spender. Diese Zukunftsvision zu entwerfen, gehörte zum Bewerbungsverfahren der Roland Berger Stiftung, die Schülern Stipendien gibt.
Drei Adjektive benutzt Heidemarie Brandt, um Joyce und Mark Kingsly zu beschreiben. Als „intelligente, höfliche, lernwillige Kinder“ hat die Ehrenamtliche, die beim Stadtteilmanagement Eppinghofen Deutschkurse gibt, die Geschwister kennen gelernt und wünschte sich für sie eine ihren Begabungen angemessene Förderung. „Ich dachte: Das muss es doch geben.“ Es gibt sie: Joyce und Mark sind nun Stipendiaten der Roland Berger Stiftung.
Heidemarie Brandt hat länger im Internet recherchiert, bis sie auf die Roland Berger Stiftung stieß. Dabei hat sie festgestellt: Ein Stipendium schon für Kinder ist selten. Doch eben die „frühstmögliche Förderung“, wie Barbara Diesner, Pressereferentin der Stiftung, es nennt, ist Kern des Konzepts, das kaum finanzielle, sondern inhaltlich Unterstützung vorsieht: Die Kinder sollen ihre Talente ausleben können. Dazu gehört oft, dass sie Interessen erst mal entwickeln müssen. Möglichkeiten, die Kinder aus einkommensschwachen Familien oft nicht haben, sollen so eröffnet und umfassende Unterstützung geboten werden.
Individueller Förderplan für die Kinder
„Wichtig ist für uns die Leistungsbereitschaft der Stipendiaten“, sagt Barbara Diesner und erklärt damit, warum in der Bewerbung ein Lehrergutachten gefordert ist. Für Joyce und Mark Kingsley, die die Luisenschule besuchen, steuerte Klassenlehrerin Isabel Ucsnay dies kurzfristig bei. Die Geschwister selbst schrieben einen Aufsatz zum Thema „Was ich mir für meine Zukunft wünsche“. Für die zwölfjährige Joyce war das nicht schwer: „Ich möchte Lehrerin für Englisch und Religion werden.“ Auch Mark weiß, was er will: Arzt in Afrika werden. Aufs Geld schielt der Zehnjährige dabei aber nicht: „Alles, was ich nicht brauche, spende ich an Brot für die Welt.“
Mindestens einmal im Monat werden sie an Wochenend-Seminaren teilnehmen, die sich mit Themen aus zehn Lehrbereichen befassen, die von Sprachförderung bis Persönlichkeitsbildung reichen. Mentoren begleiten Mark und Joyce zudem bis zum Schulabschluss – so lange gilt das Stipendium.
Das erste Treffen steht laut Alexandra Thomas, Projektleiterin in NRW, am Wochenende an, dann werde mit den Kindern auch ein individueller Förderplan entwickelt. Dass das nach einem „straffen Programm“ klingt, räumt die Projektleiterin ein, aber es ist auch viel Spaß dabei. Denn: „Begabung braucht Begeisterung.“