„Wir fordern seit langem die Umsetzung der Barrierefreiheit“, betont Alfred Beyer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der in der Behindertenarbeit tätigen Vereinigung (AGB) und Streiter für die Durchsetzung der Rechte behinderter Menschen. Er ist erfreut über die für ihn und die Behinderten der Stadt wichtige und nun aktuelle Debatte, die von Bürgern und Politik (siehe auch Seite 1) nun geführt wird bzw. werden könnte.
Der streitbare Mann setzt sich seit über 20 Jahren für Behindertenrechte ein, mahnt präzise Umsetzungen der selbst verabschiedeten Richtlinien an, wie die der Checkliste zur Barrierefreiheit. Aktuell liegt ihm am Herzen, dass der Ringlokschuppen ein vorbildliches WC erhält. Seines Wissens gebe es nur zwei bis drei Lokale in der Stadt, die ein adäquates Behinderten-WC vorhalten, so der AGB-Vorsitzende. So bleibe vielen eingeschränkten Menschen nur der Besuch der öffentlichen städtischen Toilette an der Leineweberstraße, des Behinderten-WCs im Forum oder im Medienhaus.
Richard Reichenbach von Franky’s im Wasserbahnhof hat das Glück, dass sein Lokal bereits ein Behinderten-WC besaß, als er es vor über 14 Jahren übernahm. „Das Thema wurde meiner Meinung nach lange vernachlässigt“, so der Gastronom. Rollstuhlfahrer haben zum Gastbereich im Erdgeschoss Zugang, ansonsten mache er das Angebot, dass vier Köche die Person hochtragen. „Ich kann mir vorstellen, dass die Frau, die sich beschwert hat, einen großen Leidensdruck hatte, wenn sie sich die Mühe macht, in diesem Bereich etwas zu bewegen“, so Reichenbach.
Lothar Flesch, im achten Jahr Pächter der Schatulle in der Altstadt, sieht für sein Lokal keine Änderungsmöglichkeit. „Die Toilette in unserem denkmalgeschützten Fachwerkhaus liegt im Keller und ist für Behinderte schlecht zu erreichen. Da kann man nichts umbauen. Wir haben ja auch schon genug Probleme mit dem Rauchverbot.“
Seitens der Behinderten äußert sich Rollstuhlfahrer Bernd Nierhaus, vielen Mülheimern als engagierter Rolli Rocker bekannt. Er findet deutliche Worte: „Es ist allmählich zum Hobby geworden, alle und jeden zu verklagen. Das finde ich Quatsch. Das fängt bei Zigeunersoße an und hört beim rauchenden Nachbarn auf. Ich meine schon, dass Gesetze eingehalten werden sollten, aber jetzt nachträglich zu fordern, Gaststätten umzubauen, finde ich nicht richtig. Wenn ich in der Stadt zur Toilette muss, gehe ich gerne ins Medienhaus. Ansonsten versuche ich, die Situation zu vermeiden.“