Mülheim. Sowohl Mieterschützer, Hauseigentümer als auch Wohnungsgesellschaften sehen den Mülheimer Wohnungsmarkt derzeit als eine für die Mieter eher entspannte Angelegenheit an. Dass per Gesetz Maklergebühren künftig allein von den Vermietern getragen werden sollen, wird weitgehend begrüßt.
In Berlin verhandeln Union und SPD über eine Mietpreisbremse. Mieten sollen bei Neuvermietungen nicht mehr als 10 Prozent über dem ortsüblichen Niveau liegen und innerhalb von vier Jahren um maximal 15 Prozent ansteigen dürfen.
Außerdem müssen Vermieter die Maklergebühren künftig selbst bezahlen. Gleichzeitig soll mehr Geld in die Wohnungsbauförderung fließen.
Was sagt dazu der 7000 Mitglieder zählende Mieterschutzbund?
Sein Geschäftsführer Harald Bartnik meint: „Das ist angenehm und interessant, weil es einige FDP-Gesetze zugunsten der Vermieter relativiert. Es wird aber weniger uns im Ruhrgebiet betreffen als vielmehr die Ballungsräume, wie Düsseldorf, Köln oder Berlin, in denen Wohnungsknappheit herrscht.“ Auch die Übernahme der Maklergebühren durch die Vermieter hält er „für längst überfällig.“ Selbst wenn er den Mülheimer Mietmarkt mit durchschnittlichen Quadratmeterpreisen, die sich je nach Baujahr und Wohnungsgröße zwischen 4,04 Euro und 7,90 Euro bewegen, als relativ entspannt ansieht, räumt er ein, dass der Mietspiegel nicht die ganze Wahrheit sagt, weil er Vermietern auch für besondere Ausstattungsmerkmale und Wohnlagen Zuschläge einräumt.
Er sieht auch große Mietunterschiede zwischen weniger begehrten Wohnquartieren in Stadtmitte und Eppinghofen und sehr gefragten in Saarn und Holthausen. Entsprechend schwankten die Mieterhöhungen der letzten vier Jahre zwischen durchschnittlich drei und maximal 15 Prozent. Mülheim liege bei den Mieten mit Duisburg gleichauf, aber in der Größenordnung zwei Euro pro Quadratmeter deutlich unter dem Niveau von Düsseldorf und 50 Cent pro Quadratmeter über dem Niveau der Nachbarstädte Essen und Oberhausen.
Kritisch bewertet Bartnik, dass der Mülheimer Mietspiegel bis 2016 auf der Basis des Verbrauchskostenindex des Statistischen Bundesamtes fortgeschrieben werden soll und die Durchschnittsmiete im Mietspiegel um rund 3,5 Prozent angehoben werden könnte. Für sinnvoller hielte er es, den Mietspiegel auf der Basis der örtlichen Daten von den örtlichen Wohnungsmarktakteuren aushandeln zu lassen oder an die Einkommens- und Rentenentwicklung zu koppeln. Die Schaffung eines landesweiten Mietpreisindex hält er aufgrund der regional sehr unterschiedlichen Wohnungsmärkte für nicht realistisch.
Was sagen die privaten Hauseigentümer?
„Von einer Mietpreisbremse halten wir grundsätzlich nichts, weil dadurch kein preisgünstiger Wohnraum geschaffen wird. Und wer investiert denn noch in die Schaffung von neuem Wohnraum, wenn weniger Miete hereinkommt“, kritisiert der Geschäftsführer des 4000 Mitglieder zählenden Eigentümerverbandes Haus und Grund, Andreas Noje.
Öffentliche Wohnungsbauförderung hält er dagegen für das richtige Signal, um mehr preiswerten Wohnraum zu schaffen. Die Maklergebühren, so glaubt er, würden Vermieter auch künftig einfach auf ihre Mieter umlegen.
Was sagen die Wohnungsbaugesellschaften?
„Wir brauchen keine Makler, weil wir unsere Mieter selber akquirieren“, betont SWB-Prokurist Andreas Timmerkamp. Mit dem Hinweis darauf, dass zurzeit 2,7 Prozent der 8700 SWB-Wohnungen „marktbedingt leer stehen“, macht er deutlich, dass das Wohnungsangebot in Mülheim derzeit größer ist als die Nachfrage. Aktuell orientiere sich die SWB am Mittelwert des Mietspiegels von etwa 5,40 Euro pro Quadratmeter und kalkuliere mit durchschnittlichen Mieterhöhungen von jährlich 1,7 Prozent. Angesichts des Sanierungsstaus, vor allem bei der energetischen Modernisierung, begrüßt Timmerkamp die Aussicht auf mehr staatliche Wohnungsbauförderung, sagt aber: „Man muss erst mal die Ausführungsbestimmungen abwarten.“ Auch sein Kollege Dominik Steffan von der Geschäftsführung der Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB) betont mit Blick auf die Aussicht auf Wohnungsbauförderung: „Dann müssen aber auch die Kreditkonditionen stimmen.“
Von der geplanten Neuregelung der Maklergebühren wäre die MWB nicht betroffen, da sie ihre Wohnungen nur an ihre derzeit über 8000 Genossen vermietet, die bei ihr lebenslanges Wohnrecht genießen. Die MWB-Mieten orientieren sich laut Steffan auch nicht am Mietspiegel, sondern, je nach Lage und Standard an einem MWB-Mietspiegel, der mit 10 bis 15 Cent unter dem Quadratmeterpreis des Mülheimer Mietspiegels liege. Bei der MWB, die ihre Mieten zuletzt 2011 um 7,5 Prozent erhöht hat, stehen derzeit knapp ein Prozent der 4700 Wohnungen „marktbedingt“ leer. Vor diesem Hintergrund sieht Steffan in Mülheim keine akute Notwendigkeit für eine Mietpreisbremse. „Doch eine Mietpreisbremse“, so meint er, „ist prinzipiell gut, denn Wohnen muss für alle bezahlbar bleiben. Wenn sich angesichts von 20- oder 30-prozentigen Zuschlägen bei Neuvermietungen in einigen Großstädten nur noch Reiche Wohnraum leisten können, ist das nicht in Ordnung.“
Was sagt der Immobilienmakler?
Immobilienmakler Michael Scheffler findet: „Wenn ein Vermieter seine Wohnung auf dem Markt nicht absetzen kann. ist es richtig, dass er und nicht der Mieter die Dienstleistung des Maklers bezahlt.“