Mülheim.

Deutschland ist ein reiches Land. Im Weltmaßstab stimmt das. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt auch die Armut. Der Sozialarbeiter Ehrhard Klamet hat immer genau hingeschaut. Denn das war sein Beruf – und seine Berufung. Als hauptamtlicher Mitarbeiter der Caritas Mülheim hat er dafür gesorgt, dass die professionellen Sozialdienste und die ehrenamtliche Gemeindecaritas Hand in Hand gearbeitet und sich gegenseitig befruchtet haben. Jetzt geht er nach mehr als 40 Jahren in den Ruhestand.

„Es ging mir darum, den Blick für die Armut zu schärfen und dafür zu sorgen, dass die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Caritas nicht nur auf ihre eigene Arbeit schauten, sondern immer auch die Arbeit der anderen im Auge behielten“, sagt Klamet. Seine hauptamtlichen Aufgaben übergibt er an die 49-jährige Diplom-Pädagogin Monika Schick-Jöres, die als Familienmanagerin bisher das Projekt Familienstart geleitet hat.

Trotz mancher Fortschritt viel zu tun

Der 65-jährige Familienvater Erhard Klamet will auch als Rentner nicht nur Fahrrad fahren, sondern als ehrenamtlicher Mitarbeiter der kath. Ladenkirche und der Gemeindecaritas in seiner Heimatpfarrei St. Mariä Himmelfahrt aktiv bleiben. Denn als Sozialarbeiter weiß er, dass trotz mancher Fortschritte noch viel zu tun bleibt.

So sieht er weiterhin große Herausforderungen für die Caritas in der Bekämpfung der Bildungsarmut, in der Hilfe für vereinsamte Senioren und für die Caritas selbst in der Nachwuchsgewinnung für das Ehrenamt. Klamet: „Es sind vor allem die Hausbesuche der stadtweit 300 Ehrenamtlichen, die Not erkennen lassen. Mal geht es um Kleidung für die Kinder, mal um die Übernahme von Fahrtkosten. Und mal müssen neue Möbel oder Haushaltsgeräte angeschafft werden“. Auf rund 300 schätzt Klamet die Zahl der entsprechenden Hilfsanfragen, die bisher jährlich über seinen Schreibtisch im Caritaszentrum an der Hingberg­straße gegangen sind. Auch die Gemeindecaritas braucht Menschen, die ihr finanziell oder ideell helfen, damit sie helfen kann.