Mülheim.

Der doppelte Abiturjahrgang hat auf dem Ausbildungsmarkt keine Turbulenzen erzeugt. Jugendliche mit Haupt- oder Realschulabschluss müssen sich nicht verdrängt fühlen.Das ist die bemerkenswerteste Neuigkeit in der Bilanz zum Ausbildungsjahr 2013, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Christiane Fern, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Oberhausen/Mülheim, berichtete, in ihrem Bezirk hätten sich nur knapp 85 Bewerber mit Hochschulreife mehr für eine betriebliche Ausbildung gemeldet als 2012. Viele Abiturienten seien in die Berufsberatung gekommen, um sich zu Studiengängen, Freiwilligem Sozialem Jahr etc. zu erkundigen, „aber wollten nicht in die Kartei der Ausbildungsplatzsuchenden aufgenommen werden“.

Hans Michaelsen, der für Aus- und Weiterbildung zuständige Geschäftsführer der IHK zu Essen, spitzt diese Aussage noch zu: Viele Jugendliche gingen nach dem Abitur weder sofort ins Studium noch direkt in einen Betrieb, „sondern machen ein Jahr lang irgendwas“. Dies greife zunehmend um sich, meint Michaelsen, „und konterkariert die Idee des G8-Modells“.

Zahl der Bewerber mit Abitur hoch

Dabei ist der Anteil der Ausbildungsplatzbewerber mit Abitur in Mülheim noch relativ hoch: Es sind hier 23 Prozent, in der Nachbarstadt Oberhausen nur 12 Prozent. Viele von ihnen kämen auch in Düsseldorf unter, berichtet Michaelsen, „wo händeringend qualifizierte Bewerber gesucht werden“. Besonders gefragt bei Abiturienten sind die zahlreichen Angebote für ein duales Studium, angebunden an ein Unternehmen mit entsprechender Bezahlung: „der absolute Hit“, so die Geschäftsführerin der Arbeitsagentur. Sie räumt allerdings auch ein, dass sich die Erwartungen an die Wirtschaft, was Lehrstellen angeht, nicht erfüllt hätten. Bestenauslese bei den Bewerbern und sinkendes Ausbildungsangebot seien problematisch mit Blick auf die künftige Sicherung von Fachkräften.

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Besonders in den handwerklichen Lehrberufen werden immer weniger Ausbildungsverträge geschlossen: Die auch für Mülheim zuständige Handwerkskammer Düsseldorf meldet ein Minus gegenüber dem Vorjahr von 5,3 Prozent. „Die Zahlen sind leider rückläufig“, bestätigt Barbara Pezzei, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft. Auch aufgrund des langen Winters hätten die oft kleineren Betriebe im Sommer viel nacharbeiten müssen und „wenig Zeit gehabt, junge Leute einzustellen“.

Deren Flexibilität könnte indes auch größer sein, moniert die Arbeitsagentur: Vor allem Jugendliche mit gutem Schulabschluss warten lieber – auf den Wunschberuf.