Auch das ist Kirche in diesen Tagen: Die katholische Frauengemeinschaft in Dümpten packt liebevoll Pakete für notleidende Menschen irgendwo in Rumänien. Sie tun es seit vielen Jahren. Auch das ist Kirche in diesen Tagen: Ehrenamtliche der Gemeinde-Caritas machen Kranken- und Hausbesuche, um Beistand zu bringen. Und auch das ist Kirche in Mülheim in diesen Tagen: Enttäuschung, gar Wut – über die Kirche.
Seit 20 Jahren steht Wolfgang Feldmann, Vorsitzender des Mülheimer Katholikenrates, Sonntag für Sonntag an der Kirchentür von St. Barbara und sammelt kleine Spenden, darunter das Kleingeld von der Rentnerin. „Ohne dieses Geld würde unsere Orgel nicht mehr spielen, unsere Glocke nicht mehr läuten, der Pfarrsaal hätte nicht renoviert werden können“, sagt Feldmann und zugleich gesteht er mit Blick auf Limburg: „Es ärgert mich maßlos, es macht mich wütend, wenn ich dann sehe, welchen Prunk sich manche in der Kirche leisten.“
Er weiß, an der Kirchenbasis können viele mit einem solchen Prunk nicht mehr leben, und Feldmann fürchtet: „So etwas führt dazu, dass eher noch mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren. In dieser Form ist unsere Kirche für junge Leute nicht attraktiv.“ Die Kirche bekommt aus seiner Sicht auch dann ein massives Glaubwürdigkeitsproblem, wenn der Papst von Barmherzigkeit rede, andere in Rom aber gleichzeitig weiterhin Geschiedene von den Sakramenten fernhalten wollen. „Ich frage mich, was macht der Papst? Sind schwarze Schuhe, ein alter Renault, ein Essen in der Mensa nur Äußerlichkeiten?“
Kirche lebe von Hoffnung, sagt die Bezirks-Ehrenvorsitzende des Kolpingwerkes, Marlies Schröder. „Ich erlebe an der Basis große Turbulenzen, aber auch eine Menge Zuversicht, dass die Kirche mit diesem Papst Menschen gewinnt. „Das wird nicht heute gelingen, Kirche braucht Zeit, zumindest ein paar Jahre.“ Die Mülheimerin, die zehn Jahre auch im Kirchensteuerrat des Bistums saß, ist überzeugt: „Ein Limburg wäre im Bistum Essen nicht möglich gewesen.“ Und doch hält auch sie es für überfällig, dass Kirche in Zeiten von Kirchenschließungen eine uneingeschränkte Transparenz der Finanzen praktiziert. Hier der Klingelbeutel, der Opfer verlangt, und auf der anderen Seite Millionenvermögen hält sie für eine zu große Spanne, um sie auszuhalten.
Kirche in diesen Tagen. Gestern Abend blickte sie auf 250 Jahre Gottesdienste auf dem Kirchenhügel nach der Reformation zurück. Stadtdechant Michael Janßen erlebt in diesen Tagen die Kirche als spannende, aufgewühlte. „Ich spüre etwas Vorfrühlingshaftes durch den neuen Papst.“