Mülheim. . Robin Rüger (18) verbringt einen Großteil seiner Zeit ehrenamtlich beim FC Vatangücü. Er ist Jugendleiter, Trainer und Geschäftsführer in einer Person. Dass andere Menschen sagen „Das ist doch blöd“, kann er nicht verstehen. „Die Freude und Zufriedenheit bei den anderen macht mich glücklich.“

Für das Treffen mit der WAZ hat Robin Rüger das Ruhrstadion vorgeschlagen. Es ist die Spielstätte vom Mülheimer FC Vatangücü; bei diesem Verein ist der 18 Jahre alte Schüler ehrenamtlich als Jugendleiter, Trainer sowie als Geschäftsführer tätig.

Herr Rüger, was bedeutet es für Sie, neben dem Platz zu stehen?

Robin Rüger: Da bin ich ja eigentlich immer, selber spiele ich ja gar nicht mehr. Das ist für mich also regelmäßig und mittlerweile selbstverständlich geworden. Aber es ist immer ein tolles Gefühl und eine Freude, den Spielern zuzusehen.

Sie sind ja gerade mal 18 Jahre alt. Aber schon sehr lange bei Vatangücü dabei.

Rüger: Ja, genau. Wenn man die Zeit, seitdem ich hier spiele, mitberechnet, gehe ich jetzt in meine zehnte Saison. Nach vier Jahren habe ich als Betreuer von den ganz Kleinen angefangen. Seitdem bin ich immer mehr reingekommen.

Gehören Sie also zu den Gründungsmitgliedern des Vereins, seit er in Vatangücü umbenannt wurde?

Rüger: Ich war auch schon dabei, als der Verein noch Mülheimer FC 97 hieß. Ich bin einer der wenigen, die mit rübergegangen sind. Mein Vater war damals im Vorstand. Ab dem Umbruch bin ich dann immer mehr mit reingerutscht und habe meinem Vater geholfen. Als er aufgehört hat, habe ich seine Aufgaben übernommen.

Immer weniger Leute in Ihrem Alter engagieren sich ehrenamtlich. ­Warum ist das bei Ihnen anders?

Rüger: Als ich da reingekommen bin, fand ich das von Anfang an total super und wollte immer mehr machen. Ich habe auch nie gedacht, es ist jetzt zu viel für mich. Ich kann gar nicht verstehen, wie Leute sagen, das ist blöd. Natürlich bekommt man kein Geld dafür, aber mir gefällt es einfach, zu trainieren oder mich um den Verein zu kümmern. Die Freude und Zufriedenheit bei den anderen macht dann auch mich glücklich. Zeitlich kommt man natürlich manchmal an seine Grenzen, aber ich bekomme alles immer noch irgendwie unter.

Wie viel Zeit investieren Sie in der Woche für den Verein?

Rüger: Ich bin prinzipiell immer verfügbar. Montags haben wir Sitzungsabend. Dienstags und freitags bin ich von nachmittags bis abends beim Training. Dazu kommt das Wochenende: Samstag und Sonntag von morgens bis zum Ende der Spiele am späten Nachmittag.

Was sind Ihre Aufgaben im Verein?

Rüger: Grob gesagt: die ganzen Anmeldungen und das Passwesen. Ich ­koordiniere die Jugendspiele, melde Mannschaften an und kümmere mich um Trainer und Trainingszeiten. Dann trainiere ich selber die C-Jugend. Als Betreuer bin ich an den Spieltagen für die erste und zweite Mannschaft zuständig. Ansonsten bin ich in alle möglichen Bereiche beim Vorstand miteinbezogen.

Sie kümmerten sich von Anfang an auch um die Belange der ersten Mannschaft. Wurden Sie trotz Ihres jungen Alters überall akzeptiert?

Rüger: Klar gab es da auch mal Probleme. Natürlich von Leuten, die von anderen Vereinen kamen. Die haben gerne mal drüber gelächelt und einen nicht ganz für voll genommen. Aber ich hatte damit keine Probleme. Wenn die Leute das gesagt haben, ist das deren Meinung gewesen. Aber ich habe mein Ding durchgezogen, weil die mich dabei ja nicht behindern konnten. Ich habe das zwar wahrgenommen, aber wichtig war das nie für mich.

Vatangücü ist ein multikultureller Verein. Hat die Zusammenarbeit da von Anfang an geklappt?

Rüger: Für mich war die Frage nie, in was für einen Verein ich gehe. Ich war von Anfang an dabei und habe nie überlegt, ob ich nach dem Umbruch den Verein verlasse. Für mich war es selbstverständlich, weiterzumachen. Klar gibt es immer wieder Leute, die sich das nicht vorstellen können. Mir macht es viel Freude, die vielen unterschiedlichen Spieler in den Mannschaften zu betreuen.

Was ist eigentlich das besondere an Vatangücü?

Rüger: Zuerst mal der Wandel, den ich von Beginn an miterlebt habe. Dass ein kompletter Verein zusammengebrochen ist und sich wieder neu aufgebaut hat. Ich habe im Prinzip eine Gründung mitgemacht und kenne fast jedes Mitglied von Vatangücü. Der Kontakt untereinander ist ziemlich eng. Jeder kennt sich, es ist wahrscheinlich familiärer als in anderen Vereinen.

Wie würden Sie jemanden vom ­Ehrenamt überzeugen?

Rüger: Überzeugen würde ich ihn, indem ich ihm die Möglichkeit gebe, es auszuprobieren. Damit er das selber sieht, denn groß Überreden ist nicht möglich. Man muss sich das selbst anschauen. Wenn man keine Lust auf den Stress hat, zum Beispiel auf den Umgang mit Kindern, dann ist man natürlich falsch. Man muss schon das nötige Herzblut dafür besitzen. Wenn man aber sieht, wie viel Freude man bei anderen Menschen durch seine Arbeit erzeugen kann – dann sollte man sich selbst leichter überzeugen lassen. Ich habe total viel für mich ­dadurch gelernt: Den Umgang mit Kindern, das kannte ich vorher gar nicht. Wie man Probleme löst. Der Kontakt zu den Menschen und die Erkenntnis, wie verschieden Leute auf Dinge reagieren.