Mülheim. .
Wenn die „Blauen“ kommen, ist der Notfall meist schon da. Bei Feuer, Unfällen, Sturmschäden, bei einer Tierseuche, einer Bombenentschärfung oder, wie ganz aktuell, bei Hochwasser, wird das Technische Hilfswerk gerufen.
Zur technischen Unterstützung bei jedweder Gefahrenlage können die zuständigen Behörden – Polizei, Feuerwehr, Verwaltung – das THW rufen. Dessen Ehrenamtliche sind bestens ausgebildet und ausgerüstet: Sie bergen, sie evakuieren, räumen Schlamm oder Schnee, sie bauen Dämme, Brücken und Wege – auch in Mülheim seit 1952.
Dreifachgeburtstag am 29. Juni
Der 60. Jahrestag war offiziell schon im vergangenen Jahr, doch weil auch die THW-Jugend in diesem Jahr 25 wird und der THW-Helferverein 35, feiert man den Dreifachgeburtstag gemeinsam in einem Festakt am 29. Juni. Gelegenheit, um einmal zurückzublicken auf die eigene Geschichte.
Das THW ist eine Bundesanstalt, die zum Bundesinnenministerium gehört. Doch die Mitarbeiter sind zu 99 % ehrenamtlich in einem der 668 Ortsverbände engagiert. Der OV Mülheim hat 120 Aktive, und etwa 70 Minderjährige verbringen ihre Freizeit in der THW Jugend. Der Helferverein mit seinen 150 Leuten tut genau das, was der Name sagt, er unterstützt die Arbeit des THW, und das bei weitem nicht nur finanziell.
Katastropheneinsätze sind nicht planbar
Die Männer, die den drei Mülheimer THW-Organisationen vorstehen, sind das beste Beispiel dafür, dass die Truppe auf treue, langjährige Mitglieder bauen kann. Wolfgang Thommessen, 72, steht dem Helferverein vor und ist seit 50 Jahren THWler. Er betreute in der Jugendarbeit, die er selbst gründete, Claus Craghs, 43, der heute Ortsbeauftragter ist und seit 27 Jahren beim THW. Klaus Peter Bur, 32, der Ortsjugendleiter, ging vor 16 Jahren als Jugendlicher bei Claus Craghs zu den Gruppenstunden.
In manchen Jahren wird der Ernstfall nur regelmäßig geprobt, in anderen gibt es „14, 15 Einsätze“, sagt Claus Craghs. Die Katastropheneinsätze sind eben nicht planbar, so dass die Ehrenamtlichen Arbeitgeber brauchen, die ein Herz für das Ehrenamt haben.
Arbeitgeber bekommen die Kosten für den Ausfall des Mitarbeiters ersetzt. Oder der Mitarbeiterin: Früher eine reine Männerdomäne, hat das THW heute 15 Frauen, die mit dem Einsatz von Technik helfen wollen. Und Klaus Peter Bur betreut auch zunehmend Mädchen. Apropos Nachwuchs: Der Wegfall der Wehrpflicht hat dem THW (das sich über Interessierte freut) keine Personalsorgen bereitet. Nur wenige sind gegangen. „Die, die geblieben sind, sind alle noch da“, sagt Ortsbeauftragter Claus Craghs.
Elbeflut und Kyrill
Die Helfer des Mülheimer THW standen bei der Bombendrohung im Rhein-Ruhr-Zentrum parat, um im Fall der Fälle Gebäude abstützen zu können. Sie waren bei Bombenentschärfungen, bei Starkregen, beim Orkan Kyrill, beim großen Stromausfall im Münsterland 2005 im Einsatz. „Wetterereignisse haben zugenommen“, so empfindet es Craghs. Er erinnert an die Elbeflut 2002, als 60 Mülheimer den Menschen mit Technik halfen.
Für Wolfgang Thommessen war der größte Einsatz der Absturz der Cessna im Ruhrtal. Das Unglück kostete vor 25 Jahren 21 Leben. „Wir bargen die Trümmerteile und Tote, so etwas vergisst man nicht.“ Die Helfer hätten lange unter der Belastung gelitten. „Es gab ja noch keine Notfallseelsorger.“