Mülheim. Mit dem Investor „Markus Pionke – Klassik neu definiert“ aus Rheinberg hat ein Unternehmer das Ensemble der Troostschen Weberei gekauft. Es will weniger abreißen als bisher mögliche Investoren. Vom bedeutsamen Tudorhaus soll so viel wie möglich erhalten werden. Ein Großteil wird jedoch verschwinden.
Für Erich Bocklenberg, den Denkmalpfleger der Stadt, wäre es ein schöner Abschluss seines beruflichen Lebens: Von dem denkmalgeschützten Ensemble der Troostschen Weberei, eine Keimzelle der Mülheimer Industrialisierung, soll nun doch mehr erhalten werden. Seit vielen Jahren kämpfen Denkmalschützer und die Vereinigte August Thyssen-Stiftungen, als bisheriger Eigentümer, sowie Investoren um eine Lösung.
In bester Lage, einen Steinwurf von der Ruhr entfernt, vergammelten die drei Bauten zusehends. Den Denkmalschützern blutete das Herz, die Stiftungen sahen sich außer Stande, die Sanierung zu stemmen. Der Streit führte bis vor das Gericht. Mit dem Investor „Markus Pionke – Klassik neu definiert“ aus Rheinberg hat ein Unternehmer das Ensemble aus vergangenen Jahrhunderten gekauft und will, so Vertriebsleiter Andreas Schmelzer, „so viel wie möglich erhalten.“ Rund neun Millionen Euro sollen nach ersten Schätzungen investiert werden, ein exklusiver Wohnort soll es am Ende sein.
Baugeschichtlich bedeutsames Tudorhaus
„Wir sind sehr froh“, sagt Thorsten Kamps, Abteilungsleiter Städtebau und Stadtplanung, „dass gerade vom baugeschichtlich landesweit bedeutsamen Tudorhaus die Außenfassaden erhalten werden.“ Auch der Landeskonservator habe den bisherigen Planungen zugestimmt. Die sehen vor: komplette Sanierung des historischen Kutscherhauses. „Hier soll eine 200 Quadratmeter große Villa entstehen“, so Schmelzer.
Das Tudorhaus will der Investor entkernen, drei der Außenfassaden nach den ursprünglichen Plänen restaurieren und somit „viel von dem Flair erhalten“. Dazu hält das Unternehmen aus Rheinberg Ausschau nach alten Plänen, Zeichnungen und Fotos. Fünf Loftwohnungen sind hier vorgesehen. Andere mögliche Investoren wollten dieses Haus komplett abreißen, hielten selbst den Fassadenerhalt nicht mehr für möglich – auch aus wirtschaftlichen Gründen. Die Markus Pionke GmbH sieht das anders, kalkuliert aber auch mit Abschreibungen aus Denkmalschutzmitteln.
Ein Abriss des Weberei-Gebäudes lässt sich dagegen nicht verhindern, selbst die Denkmalschützer stufen es als nicht mehr zu retten ein. Ein historisierender Wiederaufbau soll erfolgen, sieben exklusive Wohnungen sind vorgesehen.
Politisch kaum Widerspruch zu erwarten
Die Bauplanung nimmt nur ihren Lauf, 2015 könnte mit der Realisierung begonnen werden. Politisch dürfte es kaum Widerspruch geben. „Wir haben uns immer dafür eingesetzt, dass vom Tudor-Haus so viel wie möglich erhalten bleibt“, sagt der planungspolitische Sprecher der SPD, Claus Schindler, und sieht in der jetzigen Lösung einen guten Weg. Auch andere Fraktionen hatten für das Denkmal gekämpft. Eine Wohnnutzung stand nie in Frage.