Mülheim. Jetzt sollen doch drei Seiten des Tudor-Hauses erhalten bleiben. Ein Investor plant an der Troostschen Weberei ein 9-Millionen-Projekt.
Für Planungsamtsleiter Jürgen Liebich ist das „ein großer Sieg der Denkmalpflege.“ Beim geplanten Umbau der Troostschen Weberei, die für viele die Wiege der Mülheimer Industrialisierung darstellt, können jetzt doch wesentliche Teile der Gebäudesubstanz erhalten bleiben.
Jahre lang wurde darum zwischen der Denkmalbehörde und der langjährigen Eigentümerin, der vereinigten August-Thyssen-Stiftungen, gerungen. Geschäftsführer Johannes Hartmann hatte stets behauptet, dass die Bausubstanz der beiden Haupthäuser so schlecht sei, dass ein Erhalt der Außenmauern wirtschaftlich nicht darstellbar sei. In beiden Gebäuden, dem Tudor-Haus wie auch in der Weberei sei durch Schwamm ein substanzieller Schaden entstanden, der nicht wieder rückgängig zu machen sei. Zudem sei der Erhalt von Gebäuden nicht der Stiftungszweck.
Denkmalschützer Erich Bocklenberg sah das anders und verwies auf aus seiner Sicht vergleichbare Projekte wie etwa die Scheidtschen Hallen in Kettwig. Er verweigerte die schon vor Jahren beantragte Abrissgenehmigung, kritisierte die Vernachlässigung der Gebäude und verlangte deren Wiederherstellung. Die konträren Sichtweisen führten jahrelang dazu, dass gar nichts passierte. Die Parteien trafen sich schließlich im vergangenen Jahr vor Gericht wieder. Dort hatten beide Maximallösungen keinen Bestand. Hilfreich schien das Urteil zunächst nicht. Aber beide Seiten mussten sich zusammen raufen.
Inzwischen liegt ein Konzept für das Tudor-Haus vor
An die Stelle der industriellen Zeugnisse sollten Wohnungen. Hartmann präsentierte zunächst einen Investor aus Münster, der dort für das Tudor-Haus und die Weberei einen historisierenden Neubau vorsah. In der Politik stieß das weder vom Grundsatz noch von der Gestaltung her auf Zustimmung. Von Mickey-Mouse-Architektur war die Rede. Später übernahm der Rheinberger Investor Markus Pionke, der im Moment mit einem anderen Projekt in Saarn an der Otto-Pankok-Straße die Gemüter erhitzt, das Vorhaben und hat bereits das Ensemble gekauft.
Der neue Partner erwies sich als wesentlich kooperativer. Inzwischen liegt für das Tudor-Haus ein Konzept vor, das drei Seiten der bestehenden Bausubstanz, die dem Innenhof zugewandt sind, erhalten würde. „Das ist mit unserem Statiker abgeklärt“, sagt Verkaufsleiter Andreas Schmelzer. Das Investitionsvolumen sei dadurch allerdings deutlich um mehrere Hunderttausend Euro gestiegen. Andererseits profitiert der Investor von Denkmalabschreibungen. Eine Seite des Gebäudes müsse geöffnet werden, da es von dieser Seite aus komplett entkernt werde. Dort seien großzügige Lofts geplant. Genau beziffern kann Schmelzer das Investitionsvolumen noch nicht. Er geht von 9 Millionen Euro aus.
Politik muss dem Konzept noch zustimmen
Für das Webereigebäude, dessen Substanz deutlich schlechter ist, bleibt es dagegen beim Abriss und einem historisierenden Neubau. Für das Kutscherhaus, das dritte und jüngste Gebäude, war ein Abriss nie in Betracht gezogen worden. So sind jetzt die Minimalforderungen der Politik und des Denkmalschützers erfüllt.
Die Politik muss dem Konzept des Investors jetzt noch zustimmen, da für das Projekt ein Bebauungsplanverfahren durchlaufen wird, das die wesentlichen Eckpunkte festzurrt.