Die Troostsche Weberei ist (wie berichtet) von der vereinigten Thyssen Stiftung an die Baufirma Markus Pionke verkauft worden. Das Unternehmen, das schon mehrere Projekte in Mülheim realisiert hat – unter anderem am Steinknappen, ein weiteres ist derzeit an der Otto-Pankok-Straße in Vorbereitung – möchte die traditionsreichen, aber vernachlässigten Industriegebäude abreißen und in historisierender Weise neu aufbauen. Alleine das Kutscherhaus bliebe bestehen. Um den Erhalt der Gebäude wird seit Jahren zwischen der Denkmalbehörde und der Politik auf der einen und dem Eigentümer auf der anderen Seite gerungen. Auch eine gerichtliche Klärung brachte keine Einigung, sondern nur die salomonische Entscheidung, dass die Maximalforderungen beider Seiten nicht zielführend seien.
So unproblematisch wie es Stiftungsleiter Johannes Hartmann darstellte, wird es aber nicht gehen. Die denkmalgeschützten Gebäude sind noch nicht verloren. „Die Streichung aus der Denkmalliste kann nur durch eine Ratsentscheidung erfolgen. So leicht ist das nicht“, betont SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass man für die Streichung der Gebäude aus der Denkmalliste gegenwärtig eine politische Mehrheit erhalte. Es sei schließlich die Wiege der Industrie. Und seine Haltung in dieser Frage ist unverändert. Das Webereigebäude, dessen Substanz besonders stark angegriffen ist, wäre er bereit zu opfern, wenn das Tudorhaus, zumindest in weiten Teilen, erhalten bliebe.
Allerdings erwarte er für das Webereigebäude eine ansprechendere Architektur. Auf Kritik stößt vor allem die moderne, dem Thyssenteich zugewandte Seite. „Für eine neue, zeitgemäße Nutzung brauchen wir die sensible Handschrift eines Architekten und nicht so etwas, was uns bislang gezeigt worden ist“, unterstreicht Wiechering. Die Pläne waren auch bei den anderen Fraktionen nicht auf Gegenliebe gestoßen.
Allzu schnell wird dazu auch nicht mit einer Entscheidung zu rechnen sein, denn das Bauprojekt muss ein Bebauungsplanverfahren durchlaufen. Dafür rechnet selbst der Investor optimistisch mit mindestens einem Jahr.