Mülheim.

Tilsiter, Mendener oder Voßbeckstraße – der Widerstand der Bürger gegen Erweiterungsbauvorhaben wächst. Oft fügen sich die geplanten Neubauten nicht ins Siedlungsbild ein, manches Mal sehen Bürger die Natur oder den Denkmalschutz in Gefahr. So auch an der Otto-Pankok-Straße in Saarn (wir berichteten). Dort plant der Investor und Eigentümer des Grundstücks, das Rheinberger Immobilienunternehmen Markus Pionke, drei Gebäude mit Eigentumswohnungen.

Auf dem Hühnerberg gerät die Idylle ins Wanken. Hier, im historischen Kern des Dorfes Saarn, sollen auf rund 1200 m² Fläche drei Neubauten mit Eigentumswohnungen und einer Tiefgarage entstehen. Dr. Hartmut Traub wohnt im Fachwerkhaus zur Miete gleich gegenüber der Wiese, die bebaut werden soll. Das Grundstück umringt eine denkmalgeschützte Mauer, die damals als Einfriedung der Höfe diente. „Mindestens zwölf denkmalgeschützte Häuser stehen im näheren Umkreis“, sagt Hartmut Traub. Gleich hinter der Mauer ragen hohe Tannen in die Höhe, „insgesamt 15 Bäume müssten der neuen Bebauung weichen.“

Politik gibt Druck der Bürger nach

Zusammen mit seinen Nachbarn gründete er die Bürgerinitiative zum Schutz des historischen Dorfkerns Saarn. Vor kurzem stemmten sie sich gegen den Abriss der historischen Mauer. Nun geht es um das gesamte Bauprojekt – 200 Unterschriften haben sie bereits gesammelt. Die Nachbarn verstehen nicht, warum die Verwaltung plant, ein solches Bauvorhaben nach §34 Baugesetz zu genehmigen. Der Paragraf regelt, dass sich Bauvorhaben nach Art und Maß in die nähere Umgebung einzufügen haben und das Ortsbild nicht beeinträchtigt wird. „Genau das tut es aber“, sagt Hartmut Traub. Ein solcher Wohnkomplex verändere das Bild des historischen Dorfkerns. Zudem befürchten Anwohner ein Verkehrschaos in der engen Einbahnstraße. „Ich bin irritiert, mit welchem Tempo das Vorhaben plötzlich gestemmt werden soll“, sagt Traub.

Ursprünglich habe die Entscheidung über den Bauantrag bereits auf der Tagesordnung der Ratssitzung am Dienstag gestanden. „Nun wurde der Punkt aber gestrichen.“ Der Grund: Politiker der Bezirksvertretung 3 hatten Beratungsbedarf angemeldet. „Die BV war zunächst außen vor“, erklärt BV3-Vorsitzender Gerhard Allzeit. Denn: „Wenn ein Antrag nach §34 Baugesetz genehmigt werden soll, ist das reine Sache des Planungsausschusses.“ Nun wollen sich die Politiker auf Druck der Bürger noch einmal mit dem Thema befassen. Wenn der Siedlungscharakter der Umgebung beeinträchtigt wird, bestehe schließlich auch öffentliches Interesse am Bauvorhaben, finden die Anwohner. Gerhard Allzeit möchte also, wenn die entsprechenden Pläne vorliegen, eine Ortsbegehung mit der BV3 ansetzen.

„Besuchen Sie die Idylle, solange sie noch steht!“

„Der Bauantrag ist noch nicht genehmigt“, bestätigt Jürgen Liebich, Leiter des Planungsamtes. Der Investor habe im nichtöffentlichen Teil des Planungsausschusses seine Pläne vorgestellt; diese wurden von der Verwaltung geprüft und für genehmigungsfähig gehalten. Auf Wunsch der Politik habe er die Gaubengröße angepasst und den Abstand zur Mauer vergrößert. „Der Investor hat alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt.“ Daher habe er Anspruch auf Genehmigung.

Hartmut Traub und seine Nachbarn wollen weiter mobil machen. Er rät: Wer sich einen Eindruck von dem verschaffen möchte, was atmosphärisch auf dem Spiel stehe, dem sei ein Herbstspaziergang hinauf zum Hühnerberg empfohlen. „Besuchen Sie die Idylle, solange sie noch steht!“

Widersprüchliche Angaben gibt es über die Anzahl der Wohneinheiten, die zwischen den Häusern 37 und 45 entstehen soll. „Laut Bauantrag sind es zehn Einheiten“, sagt Planungsamtschef Jürgen Liebich. Anwohner Hartmut Traub liegt hingegen eine „Unterrichtung über ein Baugenehmigungsverfahren“ des Amtes 61 an den Planungsausschuss vom 29.8. vor, in dem 14 Wohneinheiten veranschlagt sind.