Mülheim. .
Während die Politik in Berlin an der Großen Koalition zimmert, suchen die Ortsvereine an der Basis Kandidaten für die Kommunalwahl im Mai. Es stehen Wechsel an, nicht nur durch den Wähler. Manches Ratsmitglied hat bereits erklärt, nicht wieder für den Stadtrat zu kandidieren, oft nach Jahrzehnten in der Stadtpolitik. Andere überlegen noch, ob sie weitermachen sollen. Probleme, Kandidaten zu finden, hat keine Partei, wohl aber die richtige Mischung hinzubekommen.
„Es ist nicht einfach“, sagt Lothar Fink, Unterbezirksvorsitzender der SPD, „eine Ratsmannschaft zu verjüngen und mehr Frauen zu gewinnen.“ Mit rund 60 Jahren hat die SPD das höchste Durchschnittsalter im Rat, und die Frauenquote ist im Vergleich gering. Arbeitsintensiv war das Ehrenamt Kommunalpolitik schon immer, „aber die Lebensweisen, die Anforderungen im Beruf und in der Familie haben sich stark geändert, so dass mancher von vornherein sagt: Dass schaffe ich nicht“, so Fink.
Ältere Generationen stärker vertreten
Der Nachwuchs zwischen 20 und 30 Jahren fehlt der SPD im Rat, und auch in der Altersgruppe zwischen 30 und 50 klaffe eine Lücke, heißt es. Angesichts der demografischen Entwicklung hält es Fink jedoch keineswegs für einen Beinbruch, wenn gerade die ältere Generation auch stärker vertreten ist. Und er meint: „Warum sollen nicht auch jenseits der 70 die Leute in den Städten noch Politik machen?“
Mit Renate aus der Beek, Rolf Mühlenfeld, Johannes Gliem und Hartmut Mäurer treten vier „altgediente“ Genossen nicht mehr an. Der eine oder andere überlege noch, heißt es, etwa Wilfred Buß. Fraktionschef Dieter Wiechering will in jedem Fall weitermachen.
In der CDU hat bislang lediglich Rainer Hartmann erklärt, dass er nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Die nächste Ratsperiode wird mit sechs Jahren auch eine sehr lange sein. 51 Jahre beträgt das aktuelle Durchschnittsalter in der CDU, ein Wert, den die Union schon 1946 und in den 60er Jahren aufwies. Zufrieden blickt man auf die Frauenquote: ein Drittel. Eine Verjüngung für den nächsten Rat wird angestrebt, wobei Fraktionsgeschäftsführer Hansgeorg Schiemer eine ganze Reihe von Kandidaten aufzählt, die unter 40 sind und für den Nominierungsparteitag aufgestellt wurden. Unter 40 gilt in der Kommunalpolitik als jung. Für den Kreisvorsitzenden der CDU, Andreas Schmidt, ist wichtig, „dass die Köpfe mit politischen Themen in Verbindung gebracht werden.“
Wer in die Kommunalpolitik einsteigt, so zeigen Erfahrungen, kommt nicht selten auf einen Halbtagsjob.
Junge grüne und liberale Garde
Bei der FDP weiß man noch nicht, wer ausscheidet, wohl aber, wer bleibt: Peter Beitz, Christian Mangen, Meike Ostermann und Joachim Hoffmann. Alle Wahlkreise mit Kandidaten zu besetzen, werde kein Problem sein, versichert Kreisvorsitzender Mangen. Er blickt auf ein im Vergleich recht junges Team, das Durchschnittsalter bewegt sich um die 40 Jahre. „Wir haben sehr aktive junge Liberale und versuchen, sie früh einzubinden“, so Mangen. Ein Problem sieht er aber: „Junge Frauen in der Politik sind rar.“
In Sachen Altersschnitt befinden sich die Grünen in Mülheim auf einem jungen Weg. Die ebenfalls noch junge Parteisprecherin Franziska Krumwiede (28) macht die grüne Jugendarbeit dafür verantwortlich. Außerdem betont sie: „Studium und Ausbildung passen gut mit einem politischen Ehrenamt zusammen“. Politik erweitere den Erfahrungsschatz. Wer bei den Grünen ausscheidet, steht noch nicht fest. Wohl aber denken Annette Lostermann De Nil und Hubert Niehoff darüber nach, nicht für eine weitere Ratsperiode anzutreten.
Bei den Mülheimer Bürgerinitiativen sei man noch längst nicht soweit, sagt Lothar Reinhard. Er selbst möchte weitermachen, Probleme, ausreichend Kandidaten zu finden, sieht er nicht. Wohl aber, junge Leute für Kommunalpolitik zu begeistern, gerade junge Frauen.