Mülheim. . Seinen Stadtteil attraktiv und lebendig halten, will der Selbecker Bürgerverein. „Ländlich“ - und das ist der südliche Mülheimer Ortsteil - soll nicht tote Hose bedeuten. Deshalb organisieren die Vereinsmitglieder nun fehlende Angebote selbst: Noch in diesem Jahr soll eine ehrenamtlich geführte Stadtteilbücherei öffnen.
Mit einem Satz fasst Rolf Gentges, der Vorsitzende des Selbecker Bürgervereins, das Dilemma des Stadtteils zusammen: „Wir haben nicht mal einen Bolzplatz.“ Das fehlende Fußballfeld ist ein plakatives Beispiel für die Dinge, für die Selbecker lange Fahrten auf sich nehmen müssen und die das Ziel des Bürgervereins erschweren, den Stadtteil attraktiv und lebendig zu halten.
Deshalb engagieren sich die Vereinsmitglieder nach dem Aus des Bücherbusses seit zwei Jahren für eine ehrenamtlich geführte Stadtteilbücherei. Inzwischen ist man „kurz vor der Zielgeraden“.
Noch sind die Regale leer
„Es hat lange gedauert, aber es ist super geworden“, sagt Rolf Gentges in Richtung Immobilienservice, der den Raum in der Selbecker Grundschule an der Karl-Forst-Straße eingerichtet hat. Helle Farben und Möbel, der Boden in Holzoptik machen einiges her. Und an der Wand steht in vielen Sprachen, um was es hier geht: Böcker, Libros, Bücher, nämlich. Noch sind die Regale leer, doch gespendete Bücher stehen bereits kistenweise bereit – auch, wenn Gentges einräumt, dass teilweise die literarische Aktualität fehlt: „Vieles ist Bertelsmann aus den 60ern oder das Guinnessbuch 1982.“
Was man eben so aussortiert, wenn man sein Bücherregal ausmistet. . . Aktuellere Titel müssen also zugekauft werden. Die Selbecker Grundschüler gingen dafür bei einem Sponsorenlauf an den Start. Zudem beantragte der Bürgerverein bei der BV3 einen Zuschuss von 1000 € für u.a. Hardware. Entschieden wird darüber Anfang November.
Bücher allein machen keine Bücherei
Denn mit Büchern allein hat man noch keine Bücherei. Es braucht auch Ausweise, eine Büchereiordnung und Software, um bei Bestand und Ausleihe den Überblick zu behalten. Sylvia Steinbichler, die das Projekt für den Bürgerverein ehrenamtlich koordiniert, hat sich etwa in der Klosterbücherei Tipps geholt. Zudem besuchte sie Messen, blätterte Kataloge und machte sich schlau. Nun muss die Theorie in die Praxis umgesetzt werden. Doch das Engagement und die Bereitschaft, Know-how und Zeit einzubringen, sagt sie, sei bei den Selbeckern groß.
Noch in diesem Jahr soll die Stadtteilbücherei öffnen. Angedacht ist, den früheren Termin des Bücherbusses zu übernehmen: Der kam immer freitagnachmittags. Jedoch, betont Sylvia Steinbichler sollten die Öffnungszeiten so liegen, „dass es auch für Berufstätige passt“. Die Bücherei, sagt sie, ist für alle Selbecker.
In den Herbstferien 2013 ist Sylvia Steinbichler in der Bücherei, Karl-Forst-Straße 13, vor Ort und nimmt Bücherspenden entgegen: 21. bis 24. sowie 28. bis 31. Oktober, jeweils von 9 bis 12 Uhr. Wer nicht in der Lage ist, nach Selbeck zu kommen, kann sich unter Tel. 466 82 90 melden.