Mülheim. . Auch aus größerer Entfernung ist schon das Klopfen der Bauarbeiter zu hören, die sich an dem Sandstein zu schaffen machen. Direkt neben Ruhrbania erneuern zwei Bauarbeiter den Leinpfad: Meter für Meter, Stein für Stein. Sie arbeiten ein Stück Stadtgeschichte auf.

„Das ist eine ganz alte Baukunst“, sagt Vorarbeiter Nico Ruhoff. Im Zuge der Baumaßnahmen soll der Leinpfad erneuert und erhalten werden. „Wir wollen das Rustikale erhalten, es passt gut ins Gesamtbild“, so Ruhoff und verweist auch auf das neo-klassizistische Mauerwerk der Stadthalle, das schon seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die Uferseite gegenüber des kommenden Ruhrhafens schmückt.

Eine Strecke von etwa 120 Meter haben die beiden Männer vor sich, noch fünf von insgesamt acht Wochen werden sie mit den Bauarbeiten beschäftigt sein. Sie arbeiten sich vom Ruhrhafen ausgehend Richtung Eisenbahnbrücke voran. „Es ist schwieriger als man denkt, denn die Steine sind Naturbrocken und kaum bearbeitet. Es ist schon eine Menge Intuition und Feingefühl nötig, um den richtigen Stein für die richtige Lücke zu wählen.“

Nur ein kleines Stück kann finanziert werden

Sechs Quadratmeter bearbeiten sie am Tag, bei gutem Wetter kommen sie am schnellsten voran. Dabei müssen sie erst die alte Oberfläche abtragen, den Untergrund verdichten, die Fläche ebnen und dann die neuen Steine einsetzen. Mit Sand werden die Fugen aufgefüllt, damit der Pfad auch seine Festigkeit bewahrt. „Das Uferstück ist das wichtigste“, gibt der Vorarbeiter zu bedenken, schließlich sollen die Randsteine nicht mit dem nächsten Hochwasser davonschwimmen.

Aufgrund der hohen Kosten konnte nur dieses kleine Stück finanziert werden. „Es ist die prominenteste Stelle“, sagt Ruhrbania-Projektleiter Günther Helmich über die Wahl des Leinpfadstückes. Die Frage stand im Raume, schließlich ist der Leinpfad lang.

„Sicher sieht das besser aus als vorher"

Der kurze Übergang zwischen Stadtsteiger und Ruhrhafen wird allerdings modern gepflastert. „Die Leute werden hier mit den Schiffen anlegen und von Bord gehen. Da wäre die rustikale Variante für Stöckelschuhe ungeeignet“, erklärt Ruhoff.

Indes beobachten am Stadthafen zwei Angler das Treiben der Wegerneuerer. Sie haben ihre Angelruten ins Hafenbecken ausgeworfen und hoffen auf einen guten Fang, denn “das Wasser ist hier sehr ruhig und es gibt tolle Welse, Zander und andere Fische zu fangen“, sagt Hartmut G.. „Sicher sieht das besser aus als vorher“, entgegnet er auf die Frage was er von der Erneuerung des Leinpfads halte und fügt hinzu: „Dennoch ist das ziemliche Geldrausschmeißerei. Ich halte eine solche Erneuerung einfach nicht für sinnvoll.“