Mülheim. . Die politische Landkarte in Mülheim bleibt geteilt in ein rotes Lager im Norden und ein schwarzes Lager im Süden. Dabei hat die CDU der SPD einen Wahlbezirk, in Broich-Süd, abgeluchst. Hochburgen und Tiefpunkte – eine Wahlanalyse.

SPD weiter im Tal der Tränen

Mit einem Plus von 2,7 Prozentpunkten liegt Mülheims SPD exakt im Bundes-, aber schlechter als im Landestrend (+3,4). Das Zweitstimmen-Ergebnis von 36,9 % ist allerdings das drittschlechteste Ergebnis der SPD bei allen Bundestagswahlen in Mülheim (Bund: 25,7 %). Sie bleibt aber stärkste politische Kraft und hält die Zweitstimmen-Mehrheit in 17 von 27 Wahlbezirken. Trotzdem: Die SPD muss ihre Vormachtstellung in Mülheim in Gefahr sehen. Der Abstand zur CDU schrumpft auf 2,4 Prozentpunkte – so nah lagen beide Parteien bei einer Bundestagswahl seit 1957 nicht beieinander. Am besten schneidet die SPD in Dümpten-Süd ab (48,0 %), gefolgt von Styrum-Süd (45,5 %) und Mellinghofen (44,1 %). Ihr schlechtestes Ergebnis fährt sie in Holthausen-Süd ein (25,2 %), gefolgt von Speldorf-Süd (28,5 %) und Saarn-Süd mit Selbeck und Mintard (29,8 %). Den höchsten Zugewinn verbucht die SPD in Heißen-Süd/Heimaterde (+4,5 Punkte), in Speldorf-Süd verliert sie gar (-0,2). Direktkandidat Arno Klare gewinnt in Dümpten-Süd (52,5 %) und Styrum-Süd (50,2 %) mit absoluter Mehrheit, in Holthausen-Süd erreicht er nur 27,6 %.

CDU schließt Lücke zur SPD

Die CDU gewinnt 7,3 Prozentpunkte auf 34,5 % zu, so gut hat sie seit 1983 nicht abgeschnitten. Sie bleibt traditionell aber weit hinter dem Bundesergebnis der Union (41,5 %). Der Zugewinn in Mülheim fällt zudem schwächer aus als im Bund (+7,7), aber stärker als in NRW (+6,7). In zehn von 27 Wahlbezirken holt die CDU das beste Zweitstimmen-Ergebnis, in ­Broich-Süd überholt sie die SPD. Hochburgen sind Holthausen-Süd (45,7 %), Speldorf-Süd (44,5 %) und Saarn-Süd/Mintard/Selbeck (43,1 %). Am schwächsten ist die Union in Styrum-Süd (23,0 %), Eppinghofen-Nordwest (25,1 %) und Dümpten-Süd (26,4 %). Die CDU gewinnt in allen Bezirken Stimmanteile hinzu – am stärksten in Speldorf-Süd (+10,4), am schwächsten in Eppinghofen-Ost (+4,2). Direktkandidatin Astrid Timmermann-Fechter holt ihr bestes Ergebnis in Holthausen-Süd (49,0 %), ihr schlechtestes in Styrum-Süd (25,2 %). Zehn Mal liegt sie vor Arno Klare (SPD), er wiederum 17 Mal vor ihr.

Grüne: Rekord war 2009

Die Grünen verlieren im Vergleich zur 2009er Wahl 2,7 Prozentpunkte und landen nach dem lokalen Rekordergebnis von 10,3 % wieder bei nur 7,6 % (Bund: 8,4 %). Sie verlieren in Mülheim stärker als im Bund und im Land. Ein zweistelliges Ergebnis fahren die Grünen nur noch in zwei von 27 Mülheimer Wahlbezirken ein – am Kahlenberg (10,6 %) und in der Stadtmitte (10,5 %). Drittbestes Ergebnis: 9,2 % in der CDU-Hochburg Holthausen-Süd. Ihre schlechtesten Ergebnisse erzielen die Grünen in den Wahlbezirken Dümpten-Styrum (4,9 %), Styrum-Nord (5,4 %) sowie Dümpten-Nordwest und Styrum-Süd (je 5,5 %). Die Grünen büßen in allen Wahlbezirken Anteile ein, am stärksten in Eppinghofen-Ost (-5,0), am schwächsten in Broich-Nord (-1,4). Grünen-Kandidat Tim Giesbert hat sein bestes Erststimmen-Ergebnis am Kahlenberg (11,1 %), sein schlechtestes in Styrum-Süd (4,3 %).

Linke verliert in allen Bezirken

Die Linke verliert in Mülheim 2,9 Prozentpunkte; die Verluste fallen geringer aus als auf Bundesebene, aber stärker als auf Landesebene. Mit 6,5 % in Mülheim bleibt sie deutlich unter ihrem bundesweiten Ergebnis (8,6 %). Ein zweistelliges Ergebnis gibt es für die Linke in keinem Wahlbezirk mehr. Eppinghofen-Nordwest bleibt mit 9,9 % die Hochburg, gefolgt von Styrum-Süd (9,8 %) und Stadtmitte-Ost (9,2 %). In fünf Bezirken bleibt die Linke unter der Fünf-Prozent-Hürde. Am wenigsten Stimmenanteile generiert sie in Holthausen-Süd (4,3 %), in Speldorf-Süd (4,4 %) und Saarn-Siedlungen (4,5 %). Die Linken verlieren überall – am stärksten in Eppinghofen-Nordwest (-5,7), am wenigsten in Speldorf-Süd (-0,2). Direktkandidatin Sylvia von Häfen erzielt ihr bestes Ergebnis in Eppinghofen-Nordwest (8,9 %). Gegenpart: Speldorf-Süd (3,5 %).

FDP mit historischem Debakel

In Mülheim kommt die FDP mit 5,1 % noch über die Hürde, damit behaupten sich Mülheims Liberalen als Ruhrgebiets-Primus. Ein schwacher Trost: Auch in der Ruhrstadt verliert die Partei satte 9,2 Prozentpunkte (etwas weniger als in Bund und Land), holt ihr schlechtestes Bundestagswahlergebnis aller Zeiten. In keinem der 27 Wahlbezirke fährt die FDP mehr ein zweistelliges Ergebnis ein. Am besten schneidet sie noch in Speldorf-Nordwest ab (9,2 %), gefolgt von Holthausen-Süd (8,6 %) und Speldorf-Süd (8,1 %). Die schlechtesten Ergebnisse gibt es in der SPD-Hochburg Dümpten-Süd (2,2 %), ähnlich schlecht: Eppinghofen-Nordwest (2,6 %), Eppinghofen-Ost, Mellinghofen und Styrum-Süd (je 3,1 %). Am meisten Anteile verliert die FDP in ihrer Hochburg von 2009, in Holthausen-Süd (-12,7). Am glimpflichsten kommt sie in Eppinghofen-Nordwest davon (-6,2), allerdings kommt sie dort auch von ihrem geringsten 2009er Niveau. Direktkandidatin Susanne Rittershaus schafft ihr bestes Ergebnis in Holthausen-Süd (4,5%), nur 1,4 % sind es in Dümpten-Süd.

AfD startet fast durch

Von Null auf 4,6 % – die eurokritische Partei „Alternative für Deutschland“ erreicht in Mülheim fast die Stärke wie im Bund (4,7 %). Die junge Partei schafft in acht von 27 Mülheimer Wahlbezirken gar den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Mit 5,6 % schneidet sie am besten in Styrum-Süd ab, gefolgt von Speldorf-Nordost (5,5 %). Am wenigsten Zuspruch erfährt die „Alternative für
Deutschland“ in Speldorf-Süd (3,8 %), Eppinghofen-Nordwest und Speldorf-Süd (jeweils 3,8 %). Direktkandidat Dr. Martin Fritz erreicht bei den Erststimmen nicht dieses Niveau. Am stärksten schneidet er in Styrum-Süd ab (4,9 %), am schlechtesten am Kahlenberg (3,3 %).

Piraten gewinnen leicht dazu

Die Piraten bringen es nach 1,4 % im Jahr 2009 nun auf 2,0 % (Bund: 2,2 %). Ihr Zuwachs fällt stärker aus als im Bund. Die besten Ergebnisse erzielen die Piraten mit 3,1 % in Stadtmitte, nur 0,9 % sind es in Holthausen-Süd. Kandidat Carsten Trojahn bekommt sein bestes Ergebnis in Eppinghofen-Nordwest (3,3 %), sein schlechtestes in Holthausen-Süd (1,5 %).