Mülheim. . Die CDU ist die Gewinnerin der Bundestagswahl in Mülheim. Die SPD bleibt zwar die Spitzenkraft in der Stadt - allerdings legte die CDU sieben Prozent zu und stellt sehr wahrscheinlich auch wieder mit Astrid Timmermann-Fechter eine Bundestagsabgeordnete. Großer Verlierer ist die FDP.

Satte 7 Prozent Zugewinn bei den Zweitstimmen, daneben aller Wahrscheinlichkeit auch wieder mit eigener Kandidatin im nächsten Bundestag vertreten: Auch in Mülheim ist die CDU die große Gewinnerin der Bundestagswahl – wenn auch die SPD politische Spitzenkraft in der Stadt bleibt.

Es verging an diesem Sonntagabend kaum eine Minute, in der Mülheims CDU-Kandidatin Astrid Timmermann-Fechter nicht ein Lachen im Gesicht hatte. Die 50-Jährige hatte allen Grund zur Freude: ein dickes Plus beim Mülheimer Ergebnis ihrer Partei, dazu die fast sichere Aussicht, auch mit NRW-Listenplatz 37 als zweite Mülheimer Abgeordnete neben dem direkt gewählten Arno Klare (SPD) in den Bundestag einzuziehen – und dann womöglich noch mit absoluter Mehrheit zu regieren. Mehr geht fast kaum.

Historischer Abend für CDU-Frau

Timmermann-Fechter nannte den Wahl- einen „historischen Abend“, besonderes Lob reichte sie an ihr Wahlkampfteam um Ursula Schröder weiter. Alle hätten sich mächtig ins Zeug gelegt. Die aus Marl stammende CDU-Frau kündigte an, als Bundestagsabgeordnete ihren Erstwohnsitz nach Mülheim zu verlegen. CDU-Parteivorsitzender Andreas Schmidt sieht seine Partei aus dem Loch der letzten Wahlen geklettert. „Das gibt uns Zuversicht, bei der anstehenden Kommunal- und OB-Wahl an der SPD vorbeizuziehen.“ Aktuell trennen die Partei-Dinos keine drei Prozentpunkte mehr.

Beim Verlierer des Abends gab’s lange Gesichter. Als die erste Prognose der Bundesergebnisse über den Bildschirm flimmerte und die FDP mit 4,7 Prozent aus dem Bundestag geflogen war – erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik – , konnte man eine fassungslose Ulrike Flach (FDP) unter einer aufgesetzten, eingefrorenen guten Miene erleben. „Das ist ein historisches Ergebnis“, sagt die noch stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion, die sich kürzlich nach 40 Jahren von ihren Ämtern in der Partei verabschiedet hatte. Aber es sei überhaupt keine Frage, „dass es offensichtlich nicht gelungen ist, die FDP als einen Korrektur-Faktor zu transportieren“. Die Zweitstimmen-Kampagne mit dem Merkel-Tenor sei ein dramatischer Fehler gewesen, urteilt man bei den Mülheimer Liberalen.

Arno Klare gewinnt seinen Wahlkreis deutlich

Die SPD kann sich nur über das lokale Ergebnis freuen. „Wir sind lokal die stärkste politische Kraft geblieben, wir haben den Wahlkreis gewonnen und unser Kandidat zieht in den Bundestag. Ziel erreicht“, betont der Unterbezirksvorsitzende Lothar Fink. Nach ihrem Absturz vor vier Jahren, als die Genossen in Mülheim fast zehn Prozentpunkte an Stimmen verloren, ging es wieder aufwärts. „Wir sind zufrieden“, sagt Fink. Prognosen Richtung Kommunalwahl in acht Monaten wagt er nicht. Nur soviel an dem Abend: „Wir werden zeigen, dass wir die Stadt am besten regieren können.“

Arno Klare (SPD) löst im Bundestag Anton Schaaf ab. Er gewinnt den Wahlkreis deutlich. Offene Freude zeigt er nicht, er ist wie immer eher verhalten. Zum Berliner Ergebnis sagt er: „Wir haben um mehr Gerechtigkeit und Fairness gekämpft. Merkel hat mit Sicherheit geworben, und das hat gezogen.“ Er führt den CDU-Sieg auch auf die „Mutter-Rolle“ von Merkel zurück. „Wer Angst hat, geht zur Mutter“. Überzeugt ist Klare, dass die SPD mit dem Kampf um soziale Gerechtigkeit die richtigen Themen gesetzt hat. „Viele Wähler haben es aber nicht honoriert.“