Mülheim. .

Um 7.20 Uhr geht heute morgen ihr Flug nach Berlin. Erstes Treffen der neu gewählten Bundestagsabgeordneten, um 15 Uhr mit der gesamten Fraktion – und der Kanzlerin. So richtig, gesteht Astrid Timmermann-Fechter (CDU), könne sie es noch nicht glauben.

Sie wusste, ab 39 Prozent für die CDU könnte es auch für sie klappen. In der Nacht zum Montag, so gegen 3.30 Uhr, erreicht sie dann die Nachricht des Wahlleiters: Ihr Listenplatz 37 zieht angesichts des glänzenden CDU-Ergebnisses. Seitdem werde sie mit Mails, Anrufen und SMS überhäuft. Die 50-Jährige aus Marl, die in Mülheim seit drei Jahren die Parteigeschäfte der CDU führt, ist neben Arno Klare (SPD) die zweite Abgeordnete aus Mülheim im neuen Bundestag.

CDU Mülheim in Berlin vertreten

Nach vier Jahren Abstinenz ist die CDU Mülheim damit wieder in Berlin vertreten. Kreisvorsitzender Andreas Schmidt, freut sich mit ihr am meisten: Es war seine Idee, der Mülheimer CDU die „Quereinsteigerin“ aus dem nördlichen Ruhrgebiet als Kandidatin ans Herz zu legen. Die Partei folgte ihm, es gab keinen Gegenkandidaten. Für Astrid Timmermann-Fechter war es der zweite Bundestagswahlkampf, 2009 trat sie in Haltern/Datteln an und scheiterte.

Sie war erst 1998 in die CDU eingetreten, aus Solidarität nach der Abwahl von Helmut Kohl, wie sie sagt. Sie wurde schnell Ortsvereinsvorsitzende in Marl-Hüls, arbeitete sich in die Verkehrs- und Baupolitik ein, in die Stadtplanung und Wirtschaftsförderung. „An diesen Themen würde ich auch gerne in Berlin mitarbeiten“, sagt sie. Aufmerksam wurde die Landes-CDU auf sie, als sie einen Landes-Wettbewerb gewann: Keiner warb so viele neue Mitglieder wie Astrid Timmermann-Fechter.

Treffen mit Angela Merkel

Mit 36,3 Prozent holte sie jetzt in Mülheim mehr Erststimmen als die CDU selbst und kam dem SPD-Favoriten sehr nah. Für die CDU ist ihr Erfolg Balsam nach den letzten Niederlagen. Ihr gutes Abschneiden erklärt die CDU-Frau, die jetzt ihren Wohnsitz nach Mülheim verlegt, mit „Verlässlichkeit“ und dass sie auf jeden eingehe. Ihre Handy-Nummer hat sie veröffentlicht und will auch als Abgeordnete „für alle erreichbar sein“.

Eine Begegnung mit der Kanzlerin hatte sie auch schon, vor Wochen für das Wahlkampf-Foto in Berlin. Darauf lachen sie. „Wir hatten uns darüber unterhalten, dass wir beide eine Schwäche haben“: Beide standen in jungen Jahren mal auf einem Dreimeter-Brett, 20 Minuten lang. Merkel muss dann doch irgendwann gesprungen sein, Timmermann-Fechter nicht. „Ich bin in Begleitung des Bademeisters runtergegangen.“ Den Sprung ins kalte Wasser der Bundespolitik will sie schneller meistern.