Mülheim. .
Lars Oliver Geertz ist Vorsitzender des Arbeitskreises Flughäfen in NRW und er kommt aus Bielefeld über die Ruhrhöhen nach Mülheim hereingeflogen. Er kennt alle Flughäfen im Land sehr genau und schätzt den Mülheimer besonders, wie er sagt. „Es ist unfassbar, und ich kenne keine andere Stadt, die so einen Flugplatz dicht machen würde“, sagt der Interessenvertreter und plädiert dafür, dieses Areal für die allgemeine Luftfahrt zu erhalten – aus wirtschaftlichen und aus verkehrspolitischen Gründen.
Er steht nicht allein mit der Meinung und liefert gemeinsam mit Noch-Flughafen-Chef Rainer Eismann Zahlen: Mit rund 48.000 Starts und Landungen im vergangenen Jahr gehört Essen/Mülheim gegenüber vergleichbaren Flugplätzen zu den mit am meisten frequentierten. Dem Vorwurf, die Städte würden hier Hobbyflieger subventionieren, erteilt die Arbeitsgemeinschaft eine klare Absage: „Rund 29.000 Flugbewegungen jährlich haben einen gewerblichen Hintergrund“, betont Eismann. Keiner, so Dietmar Reiß, Direktor des am Flughafen beheimateten Aveo Air Service, „käme anderswo auf die Idee, so etwas zu schließen, zumal es keine Alternative gibt.“
Grenzwerte für Lärm unterschritten
Für Flughäfen gilt aus Sicht der Arbeitsgemeinschaft das gleiche Prinzip wie für Immobilien: Die Lage ist entscheidend, und die gilt auf den Ruhrhöhen aus Sicht der Flughafen-Geschäftsführer als ideal. Die Argumente der Flughafen-Gegner – zu laut für Anwohner, zu teuer für die Städte als Flughafen-Gesellschafter – lassen sie nicht gelten: „Die Städte Essen und Mülheim sowie das Land sollten die Flughafen-Gesellschaft für Unternehmen öffnen“, fordert Geertz und ist überzeugt, dass dadurch der Flughafen mindestens eine schwarze Null schreiben würde.
Derzeit machen die beiden Städte jährlich ein Minus von jeweils 200.000 Euro. Geertz verweist auf Bielefeld oder auch Marl, wo die Öffnung für Unternehmen erfolgreich praktiziert worden sei. Und was den Lärm angeht, betont die Interessengemeinschaft: Alle erforderlichen Grenzwerte würden unterschritten. Mit der kleinen Düse, die derzeit nicht zugelassen ist, würde der Flugverkehr noch ruhiger ablaufen als bisher mit den erlaubten Propeller-Fliegern.
Vernichtung von Unternehmen und Arbeitsplätzen?
In Mülheim und Essen haben die Stadträte das Aus des Flughafens nach jahrelangem Gezerre beschlossen, das Land als dritter Gesellschafter zieht mit. Derzeit werden die Ausstiegsszenarien juristisch bewertet. Mit dem Unternehmen WDL und dem Aero-Club sind zwei Unternehmen am Platz, die über langfristige Verträge verfügen.
Ein Ausstieg, ist Ulrich Langenecker, Geschäftsführer der ansässigen Fachschule für Luftfahrzeugführer, überzeugt, würde die Städte deutlich teurer kommen als gedacht. „Es darf keiner glauben, dass sich die Unternehmen am Flughafen vertreiben lassen“, sagt er und kündigt juristische Auseinandersetzungen an. Langenecker gehört zu denen, die ein Aus als Vernichtung von Unternehmen und Arbeitsplätzen ansehen. Diesen Sinkflug will er nicht hinnehmen.
Flugplatz als Status quo erhalten
In der Arbeitsgemeinschaft Flughäfen NRW sind die Geschäftsführer von 23 Flughäfen und Flugplätzen im Land vertreten, ohne Düsseldorf und Köln. Die Interessengemeinschaft trifft sich zwei Mal im Jahr.
Eingeladen werden zu den Treffen Vertreter des Verkehrsministeriums und der Bezirksregierungen. Bei dem Austausch geht es um Chancen, Verbesserungen und Probleme der Flughäfen.
Das jüngste Treffen fand am Donnerstag in Mülheim statt. Ziel ist es, den Flugplatz zunächst als Status quo zu erhalten.