Mülheim. .
Es mutete auf den ersten Blick an, als ob die Grünen allen Kritikern eines „Veggie-Days“, eines fleischlosen Tages in den Kantinen, von vornherein den Wind aus den Segeln nehmen wollten: NRW-Spitzenkandidatin Bärbel Höhn machte Wahlkampf in Saarn, und die Mülheimer Grünen luden auf dem Marktplatz zu Würstchen vom Grill. Aus biologischer Haltung, wie betont wurde.
Da wurde fleißig zugegriffen, auch wenn die Zahl der Besucher am Montagnachmittag doch recht überschaubar und mancher Platz auf den aufgestellten Bierbänken frei blieb. Doch die Wurst passte zum Thema, denn Bärbel Höhn, in NRW zehn Jahre lang als NRW-Ministerin auch für Landwirtschaft und Umwelt zuständig, sprach vor allem über „Grüne Politik für die Agrarwende“. Parallel dazu musste ein Polizistentrio einen penetranten Zwischenrufer beruhigen, von dem sich einige Zuhörer massiv gestört fühlten.
Der von den Grünen angekündigte Zusatz, dass es bei der Veranstaltung auch um den Erhalt des Ruhrtals gehen würden, wurde von der Bundespolitikerin allerdings nur am Rande gestreift. Tim Giesbert, der Mülheimer Direktkandidat, brachte bei der Begrüßung Höhns lokale grüne Schwerpunktthemen zur Sprache: Naherholungsgebiet Auberg erhalten, keine Massenschweinemast in Ickten, Öffentlicher Personennahverkehr in der Zukunft.
Bärbel Höhn kennt das Revier
Bärbel Höhn, derzeit auf Wahlkampftour, lebt in Oberhausen und kennt das Revier. Klar und leicht verständlich warb sie für die grüne Landwirtschaftspolitik mit mehr familiären Betrieben, sprach über Monokulturen, Massentierhaltung und Verbraucherverhalten. Sie fand im Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern den richtigen Ton: verständlich und auf Augenhöhe. „Wir essen Fleisch, aber die Haltung, die damit verbunden ist, das Tierleid, muss uns bewusst werden. Wir wollen wieder das Recht auf Qualität, auf den Sonntagsbraten.“ Der Zwischenapplaus zeigt, dass sie von den Zuschauern nicht mehr viele überzeugen musste. Über Massenhaltung und Medikamentengabe schlug sie den Bogen zu MRSA. Sie machte die grüne Haltung zu Fracking deutlich, forderte ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zu sauberer Energie. Lokal wurde es erst wieder gegen Ende, als das Mülheimer Aktionsbündnis „No Fracking“ die Gelegenheit nutzte und das Publikum per Flugblatt informierte.