Mülheim. .

Peter Schröder ist betroffen. Das Thema Behindertentoiletten geht auch ihn etwas an, obwohl er nicht im Rollstuhl sitzt oder gehbehindert ist.

„Ich hatte Blasenkrebs und benötige, wie auch Prostata- oder Darmkrebspatienten mit einem künstlichen Darmausgang, eine große und saubere Toilette, also ein Behinderten-WC“, erklärt der 65-Jährige, der fast fünf Jahre den Bundesverband Blasenkrebs geleitet hat. „Jetzt unterstütze ich deutschlandweit die Gründung von Selbsthilfegruppen“, erklärt der ehemalige Mülheimer Bezirksschornsteinfeger, der seit fast 15 Jahren mit seiner Krankheit lebt.

Zugang immer durch Gebäudeöffnungszeiten begrenzt

Auch interessant

Er wisse, dass viele eingeschränkte Personen, wozu auch gehbehinderte Senioren zählen, vermeiden, in der Innenstadt eine Toilette aufzusuchen. „Aber das kann es ja auch nicht sein!“, meint Schröder, der öfter empörte Blicke erntet, wenn er eine Behindertentoilette verlässt. „Weil fast alle davon ausgehen, man müsse gehbehindert sein, um sie zu benutzen zu dürfen.“ Rund um die Uhr gebe es in Mülheim nur die Toilette an der Leineweberstraße, ansonsten sei der öffentliche Zugang immer durch Gebäudeöffnungszeiten begrenzt.

„Meiner Meinung nach ist das eine Katastrophe“, sagt Schröder. In anderen Städten, wie in Kiel, lege die Stadt Infomaterial aus, damit jeder wisse, wohin er im Notfall gehen könne. Da seien auch Gaststätten aufgeführt, mit denen die Stadt kooperiere. Von seiner Verbandsarbeit wisse er, dass der Druck von 1000 Flyern unter 100 Euro koste. Das dürfe auch für Mülheim kein Problem sein, da könne man sich doch Partner ins Boot holen, findet der aktive Mann. Er zeigt seinen Euroschlüssel für öffentliche Behindertentoiletten, der in 12.000 Schlösser europaweit passe.

Es gebe zurzeit keinen Behindertenbeauftragten

Diesen Schlüssel könne man beim „Club Behinderter und ihrer Freunde in Darmstadt und Umgebung e.V.“(CBF) bestellen (www.cbf-da.de), das wüssten viele Behinderte nicht. Auch appelliert er an Gaststättenbesitzer, Abfallbehälter auch in Herrentoiletten zu stellen, das sei leider nur für Damentoiletten verpflichtend. Für viele sei die Scham groß, ihre Vorlagen außerhalb der Toilette wegzuwerfen.

Sie würden sie in den Toilettentopf werfen. Da sei der Schaden für die Betreiber größer als die Anschaffung eines Toiletteneimers koste.

Stadtsprecher Volker Wiebels verweist auf die Internetseite der Stadt (www.muelheim-ruhr.de) und den unter dem Stichwort zu findenden „barrierefreien Innenstadtplan“, dessen Ausdruck im Technischen Rathaus und in der Bürgeragentur gegen eine Gebühr zu bekommen sei. Die Toiletten in den Verwaltungs- und Kultureinrichtungen seien zu den Öffnungszeiten für alle zugänglich. Einen Behindertenbeauftragten gebe es zurzeit nicht, die Stelle dürfe erst wieder in einem halben Jahr besetzt werden, so Wiebels.